Der Cabernet Franc – solo und als Teil eines Saint-Émilion
Diese Rebsorte rückte bei mir wieder in den Fokus als eine wichtige Traube für die Herstellung von Saint-Émilion- und Pomerolweinen.
Die Saint-Émilions werden meistens auf Merlot-Basis kreiert. Diese Rebsorte bildet sehr oft den größeren Anteil bei Cuvées oder teilt die Flasche mit gar keiner anderen Traube. Nicht umsonst bestreitet der Merlot mit 66 % den Löwenanteil aller in Saint-Émilion angebauten Reben. Den zweiten Platz mit 22,5 % hat der Cabernet Sauvignon inne und den dritten mit 9,5 % der Cabernet Franc.
Doch der Cabernet Franc ist bei der Appellation mindestens genauso wichtig wie der Cabernet Sauvignon. Hier findet man hervorragende Weine, bei denen diese Sorte einen großen Anteil des Cuvées ausmacht und manche, in denen sogar ein umgekehrtes Verhältnis herrscht. Ein Beispiel dafür ist der Château Trotte Vieille 2019 mit 49 % Cabernet Franc | 48 % Merlot | 3 % Cabernet Sauvignon. Die Cuvées mit Cabernet Franc besitzen einige Nuancen, die dem Wein einen frischen und würzigen Charakter verleihen, den viele so mögen.
Man kann interessante Erkenntnisse gewinnen, wenn man 100 %-ige Cabernet Francs aus verschiedenen Weinregionen verkostet.
Chinon. Les Picasses AOC 2018
Würzig frische Nase, Rotfrucht mit Noten von Thymian und Basilikum. Im Mund offenbart sich direkt angenehme Säure mit Roter Johannisbeere im Vordergrund. Der Wein ist sehr fruchtig und besitzt eine mittlere Mineralität. Mehr dazu.
Clau de Nell 2019
Holz, Laub, feuchte Erde und bittere Kräuter. Am Gaumen Rote Kirsche. Relativ wenig Tannin und niedrige Mineralität. Die Säure liegt im mittleren Bereich, doch vermittelt sich trotzdem eine fruchtige Frische mit würzigen Tönen.
Diese Frische ist in beiden verkosteten Weinen vorhanden und ist nicht allein der Säure zuzuschreiben. Vielmehr ist das eine kühle Note, die durch ein typisches Geschmacksmuster des Cabernet Francs mit dominanten würzigen Rotfrucht-Akzenten entsteht. Wie wir weiter unten erfahren, gibt es auch hier Ausnahmen.
Bodegas Salentein
Mendoza Argentinien
12 Monate gereift in französischen Barriques
Dieser argentinische Wein hat viel dunklere Aroma- und Geschmacksnoten als die zwei verkosteten französischen Weine. Nase: Muskat, getrocknete Pflaume. Gaumen: Brombeere, Pflaume, schokoladige Töne – sehr fruchtig.
So ein Cabernet Franc wäre bestimmt kein richtiges Material für die Kreation des Saint-Émilion-Stils, auch wenn er an sich ganz lecker ist.
Jetzt, wo die Erinnerungen an die frischen, würzigen Noten des Cabernet Franc noch leben, lassen Sie uns noch einen Saint-Émilion verkosten.
Château Poesia 2016
70 % Merlot | 30 % Cabernet Franc
Nase: üppig fruchtig. Warme Töne: Tomatenmark, Cassis, Blaubeere und etwas Brombeere. Dazu kommt etwas Weißtrüffel. Die Eleganz ist hier unter anderem einer kühlen Note zu verdanken. Diese hält den üppigen Merlot etwas zurück, macht den Wein flüssiger, frischer und komplexer. Sie erinnert an Basilikum und Rote Kirsche. Ein toller Wein mit vollem Körper und seidigen Texturen.