Ich bin nicht mehr zum Sekt geeignet.
Zwar lieb ich ihn, doch er verleugnet
mich neckisch wie ein freches Gör,
dem ich für eine Nacht gehör,
am nächsten Tag … Ja, du hingegen,
Bordeaux, du bist ein treuer Freund,
in Schmerz und Leid mit mir vereint,
du kommst mir nicht mit Nackenschlägen,
du machst mich immer still und froh,
mein lieber guter Freund Bordeaux.

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Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, doch ich teile mit dem Autor (kein geringerer als Alexander Puschkin) vollkommen seine Meinung. Denn still und froh macht mich Bordeaux immer, besonders, wenn es um einen guten geht.
Was man allerdings als gut bezeichnet, hat eine ziemliche Bandbreite.

Letztens, als ich in einem Essener Teeladen wie üblich meinen Tee gekauft habe, habe ich mit der Verkäuferin über die teuren Teesorten geplaudert. „Das ist doch genauso wie beim Wein“, meinte sie, „teuer ist nicht unbedingt leckerer“. Ich nickte. Doch diese Behauptung, und sie hört man nicht selten, gibt mir immer Stoff zum Nachdenken. Ich trinke Rotwein erst seit ein paar Jahren und meine ersten Erfahrungen sind noch ziemlich frisch. Damals waren es noch die Flaschen aus dem Supermarkt und manche lagen im Preis sogar unter 5 € (mögen es mir die Weinexperten und Liebhaber verzeihen). Ich landete ziemlich schnell bei spanischen und französischen Weinen – sie schmecken mir am besten. Nach einiger Zeit merkte ich, dass sogar bei dieser Preisklasse ein zum Fleischgericht passender Bordeaux mich selten enttäuschte.
Doch wenn ich ein Glas (o. k., es waren manchmal zwei) nach dem Essen solo trank, hielt sich meine Begeisterung in Grenzen.
Und was macht man? Rein in einen Weinladen und nach leckerem Wein fragen!
Raten Sie mal, mit welcher Flasche Sie rausgehen … Auch wenn es einen Tick besser schmeckte, hat es sich nicht gelohnt.
Und dass solche Stichproben nicht aussagekräftig sind, können Sie sich bestimmt denken.

Doch ich behaupte – mit dem Bordeaux kann man als unerfahrener Weinliebhaber anfangen und sich an die besten Spitzenweine aus der Region herantrinken, es braucht nur seine Zeit. Bereits ab 15-20 € pro Flasche bekommt man im Weinfachhandel eine vernünftige Weinqualität und vielleicht sogar einen Flyer mit einer kleinen Karte der Weinregion dazu.

Hier sind meine ersten „Bordeaux-Freunde“ aus dem CB-Weinhandel:

 

Bordeaux unter 15 Euro

Nach 10 unterschiedlichen Flaschen (bitte nicht an einem Tag) fängt man an, auf die Rebsorten zu achten. Denn auch das kann ihre Favoriten prägen und Ihre Geschmackspräferenzen bestimmen.
Meistens sind das die Kombinationen aus mehreren Rebsorten. Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc etc. So kann ein Wein zum Beispiel 61 % Cabernet Sauvignon, 35 % Merlot und 4 % Cabernet Franc enthalten. Oder 60 % Cabernet Sauvignon und 40 % Merlot.
Dann kommt man zu dem nächsten Punkt, dem Alter.
Ein älterer Wein ist nicht unbedingt ein besserer. Manche Weine sind ziemlich ungeduldig – zu langes Warten verdirbt dem Wein die Qualität und dem Trinker die Laune (apropos – die Weine mit größerem Anteil von Cabernet Sauvignon dürfen meistens länger gelagert werden). Es kann auch sein, dass einem relativ junge Weine besser schmecken als ältere.

Weine nach Château zu unterscheiden kommt erst Paletten später (das heißt nicht, dass Sie die Weine mit geschlossenen Augen erkennen müssen – das soll Lois De Funes machen, bei dem klappt es gut). Link zum Video. Für diejenigen, die die 15-Euro-Stufe hinter sich haben, kann ich sehr gerne meinen Favoriten in der nächsten Preisklasse vorstellen:
Château Tour Saint Christophe 2015 Saint Emilion Grand Cru: 80 % Merlot, 20 % Cabernet Franc. Fruchtig, feinherb mit prächtigem Nachgeschmack. Man sollte ihn zuerst über eine Stunde atmen lassen, dann macht dieser Wein meiner Meinung nach richtig Spaß.Bester Wein für 30 Euro

„Was dann?“, fragen Sie nach Ihrer zweiten Weinpalette.
Dann gibt es noch viele gute Weine aus den vielen guten Jahren. Und über die Jahre reden wir später – sie müssen ja erst mit Ihrer dritten Weinpalette fertig werden.