Wie die österreichischen Weine wohl schmecken – diese Laienfrage habe ich mir letztens gestellt und berichte nun hier wie gewohnt über die Ergebnisse meiner Recherche und Verkostungen. Bis heute habe ich keinen einzigen Wein aus unserem Nachbarland probiert und ehrlich gesagt war ich auf diese Erfahrung nie besonders neugierig.
Auch meine Umfrage im Bekanntenkreis hat nicht viel mehr Input gebracht. Eine kleine Recherche in der Bibliothek und im Netz weckte jedoch mein Interesse und die erste österreichische Weinflasche landete auf unserem Tisch.
Hauptsächlich wachsen die Weintrauben in dem östlichen Teil Österreichs. Spätfrost im Frühjahr ist hier der stärkste der natürlichen Feinde. Zwei Drittel der österreichischen Weinbaufläche sind mit weißen Rebsorten bepflanzt.
- Chardonnay
- Grüner Veltliner
- Riesling
- Sauvignon Blanc
- Traminer
- Weißburgunder
- Welschriesling
- und viele andere
sind die hier am meisten verbreiteten Traubensorten. Der Grüne Veltliner ist die einheimische und wohl geläufigste Sorte, bekannt für ihre angenehme frische Säure und den fruchtigen Geschmack mit Grapefruitnoten. Würzig und elegant hat sich dieser Wein mit seinem Charakter eine breite Anerkennung bei den Weißweinkennern verschafft. Dazu schreibe ich mehr in einem anderen Beitrag. In diesem Artikel legen wir den Fokus auf die Rotweine.
Österreichischer Rotwein
Als Rotweinliebhaber interessiere ich mich vor allem für die roten Weine Österreichs. Diese finden sich im Land auf ca. einem Drittel der gesamten Weinbaufläche. Doch bietet sich dabei ziemliche Sorten-Vielfalt:
- Blauburger
- Blauburgunder
- Blauer Portugieser
- Blauer Wildbacher
- Blaufränkisch
- Cabernet Franc
- Cabernet Sauvignon
- Merlot
- Roesler
- Laurent
- Syrah
- Zweigelt
Auch qualitätsmäßig hat die Rotweinpalette einiges zu bieten – mit aufsteigendem Trend. Bereits im Jahr 2009 haben 265 rote Weine aus Österreich 90 oder mehr Parker-Punkte erreicht.
Die erste Erfahrung: das Burgenland
An der Grenze zu Ungarn liegt das österreichische Burgenland. Hier am Neusiedler See gibt es viel Weinbau. Die Klimabedingungen sind hier relativ günstig und einige renommierte österreichische Weine stammen aus dieser Region. Weißburgunder und Welschriesling sind hier die am meisten verbreiteten Weißsorten. Der Zweigelt sticht bei Rotweinen heraus – ihn haben wir auch für unsere Verkostung ausgewählt.
Zweigelt – ein sehr junges Talent
Der Zweigelt ist sehr jung. Erst seit 1922 gibt es diese Traubensorte: Der österreichische Botaniker, Insektenforscher und Leiter der staatlichen Rebenzüchtung Friedrich Zweigelt züchtete ihn aus Blaufränkisch und St. Laurent. Der Sortenname Zweigelt ist bis heute nicht unumstritten – nicht wegen irgendwelcher Zweifel an der Herkunft der Sorte, sondern wegen der NS-Vergangenheit des Erschaffers. Was die guten Qualitäten anbelangt: Diese kann man der Sorte nicht absprechen.
Doch man kann nicht auf den Wein aus Büchern schließen. Meinen Sie nicht? Wir holen uns eine Flasche von Gernot Heinrich Zweigelt 2017 und bilden uns eigene Meinung.
Gernot Heinrich Zweigelt 2017 – Verkostung
Bereits beim Öffnen der Flasche wartet auf mich eine kleine Überraschung – ein Glaskorken als Verschluss.
Im Glas hat der Wein eine sehr schöne granatrote frische Farbe. Die erste Nase verrät etwas von Pflaumen und Brombeeren. Am Gaumen ist er sehr fein und punktet mit ausgewogener Säure – was ihn zu einer guten Wildfleisch-Begleitung macht. Nach einiger Zeit Trinkgenuss spürt die Nase leichte animalische Noten. Langsam entwickeln sich mehr und mehr Sauerkirschnuancen am Gaumen. Die Tannine bleiben sehr dünn und angenehm.
Mein Fazit: ein sehr guter Wein mit überraschenden Extras, die sich für einen ganz unerfahrenen Rotweintrinker nicht unbedingt erschließen. Sehr empfehlenswert zum Wild.
Quellen:
- Eigene Verkostungen
- Hugh Johnson, Jancis Robinson. Der Weinatlas
- Helmut König, Heinz Decker. Kulturgut Rebe und Wein