Wir folgen weiter der Tempranillo-Traube auf unserem Weg durch Spanien und bleiben zunächst bei den Weinen der Familie Fernández. Unsere Verkostung des El Vinculo Crianza 2019 hat die Erwartungen hochgeschraubt, sodass der nächste Wein, der Dehesa La Granja 2019, es bestimmt nicht leicht haben wird, die Verkoster zu beeindrucken.
Verkostungsnotizen
Nase: Im Vordergrund stehen rote Früchte mit ausgeprägten balsamischen Nuancen. Kirsche. Leichte Röstaromen vervollständigen das Bouquet.
Gaumen: vollmundig, fruchtig und leicht würzig, gut integrierte Tannine und Säure sorgen für eine gute Struktur. Dezente kräuterig-grüne Noten, Dill sowie Anklänge von Lakritz.
Abgang: langer Nachhall mit Vanillenoten.
Ein schöner, ausgewogener Tempranillo und ein ebenbürtiger Rivale des El Vinculo Crianza 2019. Dennoch konnte er meiner Meinung nach den noch besser strukturierten Vorgänger mit seiner einzigartigen Eleganz und Komplexität nicht übertreffen.
Die Kombination aus Komplexität und Struktur, wie sie in diesen beiden Kreationen der Familie Fernández zu finden ist, ist bei 100 % Tempranillo in dieser Preisklasse selten.
Ein Blick auf die Bodegas Muga lohnt sich vielleicht – der El Andén de la Estación (ca. 13 €) ist eine spannende Verkostung wert. Der Wein ist ein guter Einstieg in die Welt der Rioja-Weine und bietet für seinen Preis eine sehr gute Qualität. Allerdings besteht er aus 65 % Tempranillo und 35 % Garnacha. In Bezug auf Struktur und Komplexität kann er nicht mit einem Dehesa La Granja und einem El Vinculo mithalten. Dafür präsentiert sich der Wein üppig, fruchtig und gut zugänglich. Wer mehr Komplexität und Eleganz sucht, wird bei denselben Produzenten in einem etwas höheren Preissegment schnell fündig.
Ein empfehlenswertes Beispiel ist der Reserva 2020 Rioja der Bodegas Muga – eine von Tempranillo dominierte Cuvée mit Garnacha, Mazuelo und Graciano.
Nase: dunkle Früchte, schwarze griechische Oliven, salzige Noten und Eukalyptus. Später zeigen sich fleischige Aromen von Tomatenmark.
Gaumen: erneut balsamische Noten und ein Hauch von Erdbeere. Der Wein hat einen mittleren Körper und eine gute Struktur. Der Tempranillo-Anteil ist klar erkennbar. Im Abgang bleiben dunkle Früchte, Lorbeer und schwarzer Pfeffer.
Ein ganz anderes Geschmacksprofil bietet eine weitere Cuvée mit noch höherem Tempranillo-Anteil – der Bodegas Felix Callejo Parajes de Callejo 2021.
Allerdings gibt es hier eine Besonderheit: Neben 87 % Tempranillo und 9 % Garnacha trägt auch die weiße Rebsorte Albillo Mayor (4 %) zur Komplexität des Weins bei. Obwohl sie nur einen kleinen Anteil ausmacht, zeigt sie eine deutliche Wirkung. Albillo Mayor ist eine bekannte Cuvée-Partnerin für Rotweine, da sie Frische und aromatische Komplexität verleiht. Zudem bringt sie eine subtile blumige Note ein, die den Wein besonders elegant macht.
Nase: zunächst Brombeeren und florale Nuancen, dann entfalten sich feine balsamische und Früchtetee-Noten.
Gaumen: Mittelkräftig mit Aromen von reifen Waldbeeren, Konfitüre und süß-würzigen Nuancen.
Egal ob pur oder als Cuvée: Der Tempranillo bleibt eine der spannendsten Rebsorten Spaniens, die in jeder Preisklasse großartige Weine hervorbringt.