Liebe Bordeauxfreunde,

nach einer sehr ruhigen letzten Woche haben wir heute wieder ein paar tolle Weine gesehen.

Doch zunächst möchte ich Sie im Süden Deutschlands wissen lassen, dass ich doch besorgt die Nachrichtenlage verfolge.

Ich wünsche Ihnen nur das Beste, mögen Sie persönlich und Ihre Liebsten verschont bleiben.

Den einen oder anderen Kunden habe ich ja schon persönlich beliefern dürfen.

Ich kann mir nur zu gut vorstellen, welche Sorgen man da hat, wenn die Natur ihre unbändige Gewalt nicht im Griff hat.

Die Natur gibt sehr viel, leider ist sie eben auch in der Lage zu nehmen. TOI TOI TOI und alles Gute.🍀

Eine sehr fair bepreiste Pichon Comtesse trat ins Licht, über 35% Preisabschlag auf den zugegeben teuren 2022er.

Aber die Noten sind top und bei vielen Kritikern hoch gehandelt, Appellations übergreifend auf den gesamten Bordeaux JG2023 gesehen.

Im Schlepptau hat Sie eine Reserve de la Comtesse, also den Zweitwein, der ein 50er Jubiläum feiert. Gerade dieser Zweitwein hat zu tollen Qualität der Comtesse beigetragen, aber erstaunlicher Weise auch selbst einen guten Weg nach oben genommen.

Und dann ist da noch das Weingut in Saint Estephe welches von der selben Truppe betreut und bewirtschaftet wird, im Weinberg und im Keller. Chateau de Pez heisst dieser Aufsteiger.

Es kam noch ein weiteres Schwergewicht auf den Markt. Das Chateau Palmer mit seinem Alter Ego, der ja schon lange nicht mehr als Zweitwein verstanden werden möchte. Um so länger man diesem Wein folgt und ihn über die Jahre begleitet hat, kommt man auch selbst zu dieser Überzeugung.

Er ist einfach eine Variante des Chateau Palmer, meist mit der verführerischeren Frucht und sanfteren Tannieren, einfach etwas zum trinken und zum Freude bereiten, aber keines Wegs ohne den nötigen Anspruch zu verlieren. Auch ein Alter Ego kann in Würde reifen, ohne Probleme auch mal 15 oder 20 Jahre.

Insgesamt ist der Alter Ego sehr konsistent bewertet und stellt einen klaren Wert dar.

Zu Palmer gibt es ein paar bemerkenswerte Verkostungsnoten:

Vinous (Antonio Galloni) 98-100/100 : 

Ein atemberaubender Wein, der 2023 Palmer ist sensationell.

Wenn ich nur einen Wein aus dem Jahrgang 2023 besitzen könnte, könnte Palmer sehr gut dieser sein.

James Suckling 97-98 schwärmt: 

Die Qualität der Tannine ist so verfeinert und in gewisser Weise gewichtslos.

Das es in diesem Dunstkreis zwei Weine gewagt haben mit aufs Parkett zu treten,

erlauben Ihnen einfach die fantastischen Leistungen der letzten Jahre.

Aber auch in diesem Jahrgang spielen diese zwei Weine in der Value Liga ganz weit vorne mit.

Phelan Segur und Branaire Ducru 

Bei Branaire Ducru sind sich die Verkoster sehr einig und beschreiben den Branaire als sehr klassisch. Erstaunlich wie regelmässig diese Bezeichnung fiel. Am Besten hat es finde ich Neal Martin getroffen:

Klar violett in der Farbe, hat er ein charmantes, sehr reines Bouquet, vielleicht weniger üppig als bei einigen seiner Saint-Julien-Kollegen, aber präzise. Zarte Blumendüfte durchdringen die vorherrschende rote Frucht, nie aus dem Glas platzend, aber entfaltend mit Belüftung. Der Gaumen ist mittelkräftig mit leicht kantigen Tanninen, die Spannung vermitteln, tendiert leicht mehr zu schwarzer Frucht in der Mitte des Gaumens. Dies ist sicherlich einer der elegantesten Branaire-Ducru-Jahrgänge bisher, aber er hat mehr Gewicht im Abgang (etwas, das in den letzten Jahren angegangen wurde).

Und bei Phelan Segur sind sich ja seit einigen Jahren die Verkosten sicher, dass es sich um den besten Weinwert in Punkte Qualität / Preis in Saint Estephe handelt.

Jetzt auch Janes Anson, Sie schreibt sehr sympathisch wie ich finde:

Wirklich einer, den man im Auge behalten sollte. Wenn Sie meinen Notizen folgen, ich hasse es, dies zu sagen, aber glaube wirklich, dass dies der beste Phélan Ségur ist, den ich En Primeur verkostet habe.

CHATEAU PALMER 2023

Meine Verkostungsnotiz:
Die Nase ist gerade noch etwas verdeckt, dennoch sind tolle Aromen schwarzbeerig, auch hier etwas Lakritze. Die Tannine sind stoffig, fleischig aber von toller Reife.  Langer dunklebeeriger Ausklang.
95-97 PUNKTE

ALTER EGO 2023  

Meine Verkostungsnotiz:
Die Nase ist getragen von dunkler Frucht, es kommen schöne Cabernetnoten durch,etwas Parika und Cassisstrauch. Im Mund ist der Wein extrem frisch, mit Lakritznoten, dunkle Frucht, fast ins schwarze tendierend, tolle stoffige Tannine.
Ein aromatischer langer Nachklang.
93-94 PUNKTE

CHATEAU BRANAIRE DUCRU 2023

Meine Verkostungsnotiz:

Die Nase ist sehr stimmig, ein klarer Mix von roter und dunkler Beere.
Etwas Würze vom Holz mit feine Anklängen an Krokant, auch etwas rote Paprika und reifer Holunder.
Im Mund hat der Wein eine tolle Balance er ist in sich stimmig und wirkt total unangestrengt.
Saftiger aromatischer Ausklang mit roten Beeren und süsser Kirsche.
Feinkörniges Tannin, frische vitale Säure, mittel bis voller Körper, aromenreicher Nachklang.
93-95 PUNKTE 

Wie geht es morgen weiter: 

Es erwarten uns weitere hochkarätige Weine des Jahres: L Eglise Client (einer der besten Pomerol), hier ist sehr interessant was die kleinen Weine a la Saintayme, Montlandrie und La Chenade kosten werden. Es kommen auch Weine wie Giscours, Pavie Macquin, der Baron (Pichon), Pavie und alle weiteren Weine von Herrn Perse. Aus Pomerol wird uns Le Gay und La Violette mit seinen Weinen erfreuen.

Dem entsprechend möchte ich Ihnen einen hoffentlich schönen Abend wünschen, ohne viel Wasser aber evtl. mit einem guten Glas Wein.

Beste Grüsse

Christian Balog