Der unverwechselbare Charakter dieser Weine – etwas opulent und doch sehr elegant, nicht schwer und trotzdem sehr fruchtig und aromatisch – fasziniert mich immer wieder aufs Neue: die edlen Tropfen aus Saint-Émilion.

Der Boden ist hier bekanntermaßen reich an Kies, kühler als die Böden der an der Küste liegenden Weinbaugebiete und bietet zusammen mit dem passenden Klima gute Voraussetzungen für den Anbau von Merlot- und Cabernet Franc-Reben. (Der Cabernet Sauvignon reift später und ist hier eher selten) Kalkstein und Lehmboden, die ideale Entfernung zur Ozeanküste – sind das vielleicht die Faktoren, die diesen Charakter prägen? Oder eher die hier seit Jahrhunderten entwickelte Tradition?

Heute stellen wir Ihnen zwei Weine vor, die das Terroir von Saint-Émilion authentisch widerspiegeln.

Château Laforge 2019. Saint-Émilion Grand Cru

Merlot | Cabernet Franc |

Die Geschichte des Weinguts ist ziemlich bunt und sein Name ist mit einer eigenen Vergangenheit verbunden. Wörtlich übersetzt bedeutet „la forge“ „die Schmiede“. Denn bevor die Weinberge von Jonathan Maltus übernommen wurden (der übrigens auch Château Teyssier und Le Dôme besitzt, gehörten sie dem lokalen Schmied.

Der Château Laforge 2019 zeigt sich in tiefem Rubinrot und präsentiert ein vielschichtiges Bouquet. In der Nase dominieren dunkle Früchte wie Brombeeren und Schwarzkirschen, begleitet von rauchigen Nuancen und einem Hauch von Lakritz. Im Hintergrund schimmern florale Noten von Veilchen durch. Am Gaumen entfalten sich getrocknete Pflaumen und Noten von Tinte, ergänzt durch eine leichte Nussigkeit. Der Körper ist schmal bis mittel, dennoch strukturiert, und die reifen Tannine verleihen dem Wein Eleganz. Der Abgang wird von dunkler Schokolade geprägt, was dem Wein einen cremigen und angenehmen Nachhall verleiht. Trotz der eher leichten Körperstruktur überzeugt der Wein durch Komplexität und hat ein Potenzial zur Reifung.

Château Les Gravières 2020. Merlot

Der nächste Wein aus Saint-Émilion ist ein reinsortiger Merlot. Auch sein Name verrät uns einiges, diesmal nicht in Bezug auf den Besitzer, sondern auf die Eigenschaften der Weinberge. Auf Französisch bedeutet „Les Gravières“ wörtlich übersetzt „die Kiesflächen“. Und tatsächlich ist dieses Terroir von tiefen, kieshaltigen Böden sehr geprägt. Noch bis zum Jahr 2023 führte das Weingut Denis Barraud. Er leitete das Weingut bis zu seinem Tod im Februar.

Der Wein strahlt in einem tiefen Purpurrot. Die Nase: intensive Aromen von reifen Pflaumen, Schwarzkirschen und Blaubeeren, untermalt von floralen Veilchennoten und einem Hauch von Nelken und Unterholz. Am Gaumen zeigt sich der Wein mittel- bis vollmundig mit einer lebendigen Säure und samtigen Tanninen. Die Fruchtaromen sind sehr langlebig und lassen sich von Nuancen von Schokolade und gerösteten Gewürzen begleiten. Der Abgang ist lang und würzig, was den Genuss dieses Weins abrundet.

Die beiden Weine beeindruckten den Verkoster mit einem so starken Charakter, dass ihre Details ihm noch lange im Gedächtnis bleiben werden.