Unterwegs nach Saint-Émilion fahren wir zuerst durch die Weinbaugebiete von Pomerol. Nach kurzer Fahrt sehen wir schon die spitzen Dächer und Mauer unseres eigentlichen Ziels.
Obwohl sich Saint-Émilion bereits seit ein paar Jahrzehnten in eine touristische Attraktion verwandelt hat, strahlt die Stadt viel Natürlichkeit aus. Die Landschaft ist idyllisch, die Straßen alt und Kolorit reich. Und glauben Sie mir, dieses Ambiente fördert den Weinverkauf im Ort erheblich. Man kauft und trinkt hier einfach viel mehr als sonst, weil die Umgebung zum Genießen einlädt. Eine Verkostung direkt in Chateau ist etwas Besonderes. Viele Weinshops veranstalten die Weinproben an der frischen Luft. Mit Ausblick auf diese Gegend schmeckt ein Bordeaux noch besser. Dazu bekommt man die Chance mehr über die Weinproduktion aus erster Hand zu erfahren.
Eine der Veranstaltungen, der wir als Gäste beiwohnen, war eine Führung im Château Villemaurine. Am meisten beeindruckt waren wir von der Weinkeller-Führung. Hier unter der Erde findet ein Weinliebhaber viele faszinierende Sachen. Da der Keller sich direkt unter der Plantage befindet, kann man sogar Pflanzenwurzeln beobachten, die sich mehrere Meter durch die Decke geschlagen haben. Und, selbstverständlich, probiert man auch einen Schluck vom guten Wein.
Die Führung beginnt auf dem Terroir selbst, wo wir den Boden und die Rebpflanzen begutachten können. Im Anschluss werden wir weiter in den Garraum geführt. Die Gärung vollzieht sich zuerst in Stahl-Behältern. Die Temperatur der Maische wird hier automatisch kontrolliert.
Die zweite Phase verläuft in Eichenfässern und dauert 6 Monate. Das ist nur ein Teil des zweijährigen Prozesses im Holz. Alle Fässer sind neu – so interagiert der Wein am besten mit dem Holz und gewinnt an Komplexität. Außerdem braucht der Wein diese Zeit um einen Teil seiner Säure abzubauen. Nach den ersten 6 Monaten im trockenen Keller wird der Wein aus dem Raum weiter nach unten in den dunklen und feuchten Weinkeller transportiert. Die weitere Lagerung verläuft nun bei einer Temperatur zwischen 16-18 Grad, welche der Weinkeller problemlos und ohne Klimaanlagen liefert. Nach zwei Jahren werden die Flaschen abgefüllt und die Fässer weiterverkauft. Bei Destillerien bekommen sie ihr zweites Leben. Alle Fässer fassen 225 L Wein – ein typisches Maß für die Bordeaux-Region. Von einem Fass lassen sich ca. 300 Flaschen abfüllen.
45000 Flaschen pro Jahr werden hier produziert – das sind nur durchschnittliche Angaben, welche von Jahr zu Jahr stark schwanken können. “ Ein Jahr ist besser, ein anderes schlechter – unterm Strich muss es passen. Man kann nicht den Preis in direktem Verhältnis zum Jahresglück bestimmen.“ – wird uns erklärt.
Wir bekommen warme Wolldecken und gehen unter die Erde. Bei 85% Feuchtigkeit macht sich der Unterschied zum oberen Raum schnell bemerkbar. Je feuchter der Raum ist, desto weniger Wein verlieren die Fässer durch Evaporation. Denn, wenn die Barrique ihren Inhalt teilweise verlieren, müssen sie unbedingt nachgefüllt werden, ansonsten interagiert der Wein mit der Luft und die Accidation setzt sich schnell fort. Wer Wein und keinen Essig haben möchte, muss auf die Feuchtigkeit achten.
Der Keller des Châteaus ist sehr alt und hat vier Levels. Hier ist genug Platz für den Wein und die leeren Fässer.
Das Château Villemaurine hat eine lange Tradition. Bereits im 19 Jahrhundert wurde es von Weinkritikern oft erwähnt und bei der internationalen Bordeaux Ausstellung im Jahr 1895 als eine der besten Saint-Emilion-Chateaus ausgezeichnet. Das hat sich bis heute nicht geändert. Der Chateau Villemaurine ist bei der Subskriptionskampagne für den Bordeaux Jahrgang 2016 ein vielversprechender Kandidat.
James Suckling hat den „Château Villemaurine 2015“ mit 95 Punkten bewertet: “zäh, strukturiert mit viel Heidelbeer- und Johannisbeer-Charakter. Ein großer Wein“.
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