Das Weinland Argentinien

Fast 228.000 Hektar Rebfläche. jährlich ca. 15.00.000 Hektoliter, was ca. 5% der weltweit produzierten Menge bedeutet. Und das in einem Land, in dem sich die Anbaugebiete stark zergliedert von Nord bis Süd erstrecken und unterschiedlichste Weintypen aus sehr interessanten Rebsorten hervorbringen. Die Rede ist von der Naturschönheit Argentinien. In diesem Blogbeitrag möchten wir sie mit auf die südliche Halbkugel nehmen, hoch hinaus in die Weinberge, ganz nach oben in die Qualitätsskala, die Argentinien mit einer Auswahl an sehr interessanten Rebsorten bespielt und so für eine sehr gelungene und willkommene Abwechslung sorgt. Schön, dass sie wieder dabei sind!

Die Anfänge des argentinischen Weins

In Argentinien wird seit den spanischen Konquistadoren im 16. Jahrhundert Weinbau betrieben. Die ersten Gehversuche mit Anpflanzungen am Atlantik fielen nicht ganz so erfolgreich aus, so dass sich der Weinbau kaum ausbreitete. Richtig profitiert hat der argentinische Wein durch die die große Einwanderungswelle von Europäern, die zwischen dem 18. Jahrhundert und dem Ende des 19. Jahrhunderts ins Land kamen. Etwa zu dieser Zeit, nämlich im Jahre 1883, gründete Don Tiburico Benegas das bis heute bestehende Weingut Trapiche. ER gilt als Pionier des modernen argentinischen Weinbaus. Der inländische Markt wuchs stetig in großen Schritten an und nahm dann auch die ganz große Fahrt auf, als die Briten im Jahr 1885 eine Eisenbahnlinie zwischen Mendoza und Buenos Aires einweihten und eine verlässliche, leistungsstarke Verbindung zwischen Erzeugern und Konsumenten des urbanen Lebens schufen.

Anfang des 20. Jahrhunderts importierte der Leopoldo Suarez, ein in Conegliano, dem heutigen Zentrum des Prosecco- Gebietes, ausgebildete Önologe ca. 600 Rebsorten, die er auf seinen Studienreisen in Frankreich, Italien, Griechenland und Nordafrika entdeckte. Ein weiterer Prionier, der den auch einen der Grundsteine für die heutige Rebsortenvielfalt im argentinischen Wein legte, war der Franzose Aimé Pouget, der schon ab dem Jahr 1850 mit der Einfuhr der französischen Rebsorten Cabernet Sauvignon und Malbec begann. Letztere sollte viele Jahre später zum Aushängeschild des argentinischen Weinbaus werden.

Die Qualität auf Abwegen

Fast 350 Jahre lang stieg die Rebfläche Argentiniens kontinuierlich an. Während es in Europa nach dem Weltkrieg viel Hunger und Leid gegeben hat, befand sich Argentinien zu dieser Zeit unter den zehn reichsten Ländern der Welt. Wenn es einem Volk gut geht, trinkt es auch viel Wein, daher war der Inlandskonsum sehr hoch. Nach der Absetzung der Regierung Perón im Jahre 1955 folgten diverse Militärdiktaturen, Bürokratie, Korruption und Unheil nahmen zu und führten Argentinien zunehmend in die Isolation. Die Abnahme der politischen Qualität führte nicht nur volkswirtschaftlich und gesellschaftlich zu vielen Problemen, auch mit dem Weinbau ging es kontinuierlich bergab. Dass die Produktionszahlen beeindruckend weit oben blieben, war dem noch immer sehr hohen Inlandskonsum geschuldet. Obwohl es der Bevölkerung zwischenzeitlich gar nicht mehr gut ging und sie sehr ärmlich war, lag der Jahresverbrauch Anfang der 1970er Jahre bei 90 Liter Wein pro Kopf. Alles billiges Zeug, welches niemals die ausländischen Märkte überzeugt hätte. Eine erkennbare Qualitätseinteilung oder gar eine Staffelung der Preise, die eine gehobene Qualität zum Ausdruck hätte bringen können, existierte nicht. Die Erzeuger vernachlässigten die Qualität, setzten also der Massenweinerzeugung, es folgte eine irre Menge an Überproduktion mit bis zu 400 Hektoliter je Hektar. Eine grausame Zahl und ein Armutszeugnis für eine nicht mehr vorhandene Dynamik.

 Die Gegenwart

Erst im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte hat sich das Weinland Argentinien zu einem der dynamischsten Weinexporteure der Welt entwickelt. Strikte Reduzierung der Hektarerträge gingen einher mit enormen Investitionen in moderner Kellertechnik. Namhafte, international agierende Weinmacher wurden angeheuert, um die qualitativen Möglichkeiten voll auszuspielen. Außerdem hat sich Argentinien auf seine Stärken konzentriert und sich Alleinstellungsmerkmale über wenige Rebsorten aufgebaut. Allen voran bringt man heute vor allem die Rebsorte Malbec mit Argentinien in Verbindung. Und das zu Recht! Die Malbec Traube ist wie geschaffen für die langen Vegetationszyklen des Landes und zudem stehen hier fast ausschließlich wurzelechte Rebanlagen, die es vor der Reblaus aus Frankreich nach Argentinien geschafft haben. Nirgendwo auf der Welt stehen sonst fast 90.000 Hektar Malbec im Ertrag.

Die Rebsorten im argentinischen Wein

Die Malbec fühlt sich in Argentinien pudelwohl und bedingt durch das Klima, können später Erntezeitpunkt entspannt abgewartet werden. So kann sie ihre dunkle Fruchtaromatik, ihre Würze und ihre Prägnanz voll zur Geltung kommen lassen und Weine mit hohem Wiedererkennungswert entstehen lassen. Auch die Internationale Klassiker wie Cabernet Sauvignon, Syrah, natürlich auch Merlot, aber auch Exoten wie die norditalienische Bonarda oder die spanische Tempranillo gedeihen hier prächtig. Bei den Weißweinen ist es vor allen die einheimische Torrontes, die durch ihren Duft entfernt an Sauvignon balnc erinnert und in den Höhenlagen des Landes mit lebhafter Säurestruktur geerntet werden kann.

Das Klima im argentinischen Weinbau

Vom tropischen Norden mit dem Cafayate-Tal und Patagonien im Süden und erstrecken sich die Weinanbaugebiete Argentiniens. Richtig interessant aus meiner Sicht sind die schwindelerrengenden Höhenmeter von 600–1700 m, auf denen Weinbau betrieben wird. Manche Weinberge stehen sogar auf unglaublichen 2500 m und teilweise deutlich darüber hinaus. Natürlich ist es in Argentinien sehr heiß. Die Hitze des Tages wird allerdings durch die Höhenmeter und der Nähe zu den Anden auch stark gemildert. Und da haben wir wieder die idealen Voraussetzungen für hochwertigen Weinbau!

Äußerst geringe Niederschläge prägen das Klima außerdem. Allerdings haben die Winzer einen schrecklichen, unberechenbaren Endgegner: den Hagel. Wo er auftreten kann, sind Verzweiflung, Angst und Sorge nicht weit. Die Winzer setzen diesem Feind, der hohe Risiken mit sich bringt, zwei Strategien entgegen. Die einen spannen großflächige Netze über die Reben und versuchen sie auf diesem Wege zu schützen. Die anderen gehen es einfach mit Wahrscheinlichkeitsrechnung an und verteilen ihre Rebflächen auf möglichst viele Punkte, um unterm Strichverschont zu bleiben und die Risiken zu minimieren.

Mit unserer Auswahl an argentinischen Weinen möchten wir ihnen einen repräsentativen Überblick verschaffen und ihnen Abwechslung ins Glas bringen. Ob Malbecs von Trapiche, Blends aus Cabernet Sauvignon von Nicolas Catena oder den reinsortigen Cabernet Franc Aleanna Gran Enemigo von Gualtallary… eines haben alle unsere argentinischen Weine gemeinsam: der kühle, ausgewogene Charakter des besonderen Klimas machen sie zu beachtenswerten Top- Weinen!

Mendoza (Region Cuyo)

 
Im zentralen Westen des Landes Argentinien liegt die Weinbauregion Cuyo, die satte 90% des argentinischen Weinbaus für sich beansprucht. Durch die schiere Größe ist es nicht möglich, der Region gewisse klimatische oder geologische Attribute zuzuschreiben. Ein Anbaugebiet in der Region Cuyo ist Mendoza, das wohl bekannteste Argentiniens. Mit seiner Größe von 153.000 Hektar macht Mendoza allein70% der argentinischen Weinproduktion aus. Hier heißt es mittlerweile auch immer mehr ,,Klasse statt Masse“, denn das Gebiet umfasste früher knappe 250.000 Hektar, die vor allem mit ertragreichen Rebsorten bepflanzt waren, die selten hohe Qualitäten erzeugten. Doch Argentinien ist auf dem Vormarsch; mittlerweile macht sich die geringere Quantität auch durch mehr Qualität bemerkbar. Auch der Wandel der Rebsorten trägt dazu bei. Mittlerweile gibt es in Mendoza im Rotweinbereich zwar immer noch primär Malbec, diesen aber mittlerweile in beeindruckender Qualität. Cabernet Sauvignon und Merlot werden ebenfalls in nennenswerten Mengen angebaut, eine etwas kleinere Rolle spielt der Syrah. Im Weissweinbereich teilen sich die autochthone Rebsorte Torrontes sowie Chardonnay die Spitzenposition, gefolgt von Sauvignon Blanc und Semillon.
 
 

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