Weinbaugebiete in der Region Süditalien
Kampanien
Das süditalienische Festland ist derzeit vor allem für die apulischen Gewächse bekannt, die dem Trend nach „trockenen“ Rotweinen, die dann doch nicht ganz so trocken schmecken, folgt. In Kampanien gedeiht auf Teilen der circa 42.000 Hektar Rebfläche eine rote Rebsorte, die unser Herz allerdings immer wieder höherschlagen lässt: Aglianico. Mit deutlich mehr Gerbstoffen bestückt und geschmacklich wie analytisch trockener bei ähnlicher Dichte, Konzentration und Fruchtintensität. Monteveterano zeigt mit dem Core auch im mittleren Preissegment, was diese Traube alles mit sich bringt. Im Weissweinbereich sind es nach wie vor, tatsächlich schon seit Jahrtausenden, Fiano und Greco bzw. deren Vorfahrreben, die große Qualitäten hervorbringen. Seit guten 3000 Jahren wird in Kampanien, rund um die Stadt Neapel, schon Weinbau betrieben, und das mit teils berühmten Anhängern der roten und weissen Gewächse, darunter zum Beispiel Cicero und Plinius. Soviel Geist kann nicht irren, wir legen jedem Weinfreund die (Neu-)Entdeckung der Region und besonders des Aglianico ans Herz.
Apulien
Die Weinbauregion Apulien erstreckt sich im Südosten von der Adria bis zum Absatz des italienischen Stiefels und bietet eine bestockte Rebfläche von über 105.000 Hektar. Hier wird einer der Trends der letzten Jahre gesetzt: Primitivo! Nein, das hat nichts mit primitiv zu tun, sondern leitet sich von „Primus“ (deut.: der Erste) ab, da diese Rotweinrebsorte recht früh zur Vollreife gedeiht. Da es an der Küste keine nennenswerten Berge gibt, ebenso im Landesinneren der Region und die Einflüsse der Adria sich in Grenzen halten, spielt der Reife der Traube durch die hohen Temperaturen und der direkten Sonneneinstrahlung natürlich noch in die Karten. So werden hier Jahr für Jahr Trauben geerntet, die so viel Grad Öchsle haben, dass Sie trotz oftmals 14% oder mehr Alkohol Volumen nie so richtig trocken wirken wollen. Das kommt natürlich gut an: wahnsinnige Fruchtkonzentration, kaum schmeckbare (Gerb-)Säuren, samtige Struktur, ordentlich Alkohol und vielleicht ein paar Gramm Restzucker mehr. Das deutschlandweite Flaggschiff der Primitivo-Offensive ist vermutlich der Sessantani, doch auch andere Betriebe wie Due Palme oder Teatro Latino füllen den Modewein in guten Qualitäten ab, zu erschwinglichen Preisen. Im Fokus der Region steht des Weiteren die Rebsorte Negroamaro, etwas weniger opulent als der Primitivo und mit etwas mehr Struktur versehen, sodass sich dieser Wein auch gut als Speisebegleiter für die deftige, süditalienische Küche eignet. Weisswein spielt eine deutlich untergeordnete Rolle. Ob hier in naher Zukunft wahre Highlights gekeltert werden? Wir denken nicht, aber der gefällige Alltagswein wird noch ein Weilchen aus Apulien stammen, da sind wir sicher.
Sizilien
Knapp 113.000 Hektar umfasst die Rebfläche Siziliens, womit sich hier die grösste Weinbauregion Italiens befindet, die insgesamt eine eigene DOC darstellt, womit jeder Wein Siziliens auch den Zusatz „Sicilia“ auf dem Etikett führen darf. Dies ist eine der Maßnahmen, um die Weine Siziliens international etwas zu forcieren, da viele der Betriebe den Umschwung zu mehr Qualität verschlafen haben, im Gegensatz zu den meisten auf dem Festland. Bekannt ist Sizilien eigentlich mehr für den aufgespritteten Süßwein Marsala, aber seit guten 25 – 30 Jahren rückt der Wein immer mehr in den Fokus und hier auch die Qualität. Erfreulich ist, dass die guten Qualitäten meist recht erschwinglich sind, so zum Beispiel die Weine von Feudo Maccari oder auch die sizilianischen Weine von Teatro Latino. Etwas teurer und mit mehr Angebot im besseren Weinsegment sind die Weine von Tasca, hier sind speziell Didyme, ein Weisswein aus der Rebsorte Malvasia, und der Cygnus, eine Cuvée aus der autochthonen Rebsorte Nero D’Avola und Cabernet Sauvignon zu nennen. Abgesehen von diesen Rebsorten wird im Rotweinbereich vermehrt auf Syrah gesetzt, sowohl zum cuvéetieren als auch zum sortenreinen Ausbau. Im Weissweinbereich gibt ganz klar der Grillo den Ton an, eine autochthone Rebsorte, die auch in höheren Preissegmenten viel Freude fürs Geld bereiten kann, so zum Beispiel der Family and Friends von Feudo Maccari. Klimatisch bietet Sizilien einiges: Höhenlagen mit diversen Gesteinsformationen am Ätna im Norden, im Süden eher Trockenheit und Hitze. Beides bietet den jeweiligen Rebsorten seinen Vorzug, sodass sich stilistisch tatsächlich ein differenziertes Bild der sizilianischen Weine ergibt. Hier hilft nur, sich durch die unterschiedlichen Weine, Rebsorten und Qualitätsstufen zu probieren, und man wird sicher fündig auf der Suche nach etwas Besonderem.