Der Brexit ist sicherlich ein bedeutendes politisches Ereignis, eine harte Probe für viele europäische Politiker und EU-Bürger. Doch die Meldungen über Verträge, Budgets und diplomatische Beziehungen sind bei weitem nicht alles, was findige Journalisten daraus machen konnten. Auch mit den literarischen Portraits mancher Politiker und zahlreichen Berichten über deren Berufs- und Privatleben ist das „Potenzial“ des Themas Brexit für genüssliches Story-Telling noch nicht ausgeschöpft.
Manchmal ist es sogar recht unangenehm, wie man auf dem Thema herumreitet. Aber auch relativ harmlose, lustige Berichte finden ihren Platz auf den Seiten von Zeitungen und Online-Magazinen.
Kurz vor Ende 2018 hat die spanische Online-Zeitung El Español einen Bericht zum Thema Brexit veröffentlicht, der sogar für unseren Weinblog relevant ist. Der Titel dieses unterhaltsamen Artikels lautet:
„Der entspannteste „Brexit“: Die britische Regierung hat in diesem Jahr 3.935 Flaschen Wein getrunken“
Langsam! Das ist nicht so, wie Sie vielleicht denken.
Punkt 1 – niemand behauptet, dass die wichtigen politischen Entscheidungen durch edle Tropfen beeinflusst wurden.
Punkt 2 – genauso wenig ist damit gemeint, dass die Engländer über den Austritt so traurig sind, dass sie die Weinkeller leer machen.
Es ist einfach: Bedingt durch das Thema Brexit fanden in Lancaster House viel mehr Sitzungen statt als üblich. So geht 2018 als das intensivste Besprechungsjahr überhaupt in die Geschichte Englands ein.
Die Scheidung von der EU, schreibt El Español, „wurde mit Weinen wie dem Château Grand-Puy-Lacoste von 1990 (150 Pfund pro Flasche), dem Château Latour à Pomerol von 1994 und weiteren 120 Flaschen englischen Schaumweins neben anderen Likören begossen.
Der Gesamtverbrauch der von Theresa May geführten Regierung betrug 3.935 – etwa 11 Flaschen pro Tag“.
Die Zahlen stammen wohl vom Außenministerium. Das Ministerium verwaltet den Weinkeller im Auftrag der Regierung. Laut externen Quellen der Times ist der Wein-Verbrauch im Jahr 2018 um 20% gewachsen.
Ich bereue zutiefst bei all diesen Treffen nicht dabei gewesen sein zu dürfen.