Der Jahrgang 2018 wird wohl in die Geschichte eingehen, als der Jahrgang aus zwei so konträren Hälften.
Der Winter und das Frühjahr, waren von grossen Niederschlägen und viel Feuchtigkeit geprägt. In den ersten Monaten fielen Regenmengen wie sie sonst im ganzen Jahr üblich sind. Die besten Terroirs waren daher bereits mit vielen Wasserreserven versorgt. Ein grosser Nachteil der Feuchtigkeit in den Weinbergen war der grosse Mehltaudruck, vor allem in den biodynamisch bewirtschafteten Weinbergen sind grosse Mengen verloren gegangen.
Dies führte in erster Linie zu einer natürlichen Konzentration der Trauben, oft war es nur eine Traube je Rebstock welche geerntet werden konnte. Nach dem verregneten ersten Halbjahr waren die Erwartungen der Winzer nicht wirklich gross. Doch dann erfolgte ein gravierender Wandel der Wetterbedingungen. Es folgten 4 Monate ohne nennenswerte Niederschläge, die Temperaturen stiegen und es war ein unglaublicher Sommer. Die Sonnenstunden waren mit 1136 zwischen Juni und September so zahlreich wie seit 50 Jahren nicht mehr. Das Besondere waren die ebenfalls kühlen Nächte, dies verschaffte den Winzern eine perfekte phenolische Reife, bei sehr kleinen Beeren. Somit sind zwar auf der einen Seite sehr tanninstarke Weine entstanden, welche auf der anderen Seite mit hohen PH Werten daherkommen. Das führt insgesamt zu einer Balance, welche sich in sehr vielen Weinen wiederfinden lässt. Ein Jahrgang der schon früh als alkoholisch bezeichnet wurde. Wir können Sie beruhigen, die Weine sind zumeist in Balance und besitzen eine sehr gute Harmonie.
Auf dem rechten Ufer sind es grandiose, vor Frucht berstende Merlotweine, die von ultrareifen Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon quasi den Rücken gestützt bekommen.
Eine so breite Spitze wie selten zuvor gibt es im Saint Emilion, da ist ein Pavie Macquin locker auf Augenhöhe mit dem ungleich teureren Pavie. Larcis Ducasse, Canon, Clos Fourtet, Belair Monange, Beausejour Duffau, Cheval Blanc und Figeac kratzen an der Perfektion. Der Megadurchstarter ist für uns Chateau Fonplegade. Neben den fast schon „Klassikern“ der letzten Jahre wie Haut Brisson, Pindefleurs, Tour Saint Christophe, wenn es um real Bargains geht. Im Pomerol gibt es mit die grössten Kontraste in der Qualität, es gibt die Einsteiger, welche nicht ganz den Jahrgangsgegebenheiten entsprechend abgeliefert haben, was zum Glück in dieser Eldorado Appellation mit endlosen Highlights zu verkraften ist. Den Best Buy stellt ganz klar Haut Tropchaud, gefolgt von Feytit Clinet (für die Fans von Power) und das in den letzten Jahren so gute Weingut Plince. An der Spitze Ein Duo bestehend aus Trotanoy und Vieux Chateau Certan, knapp vor La Fleur Petrus, Certan de May, Hosanna und einem grandiosen La Conseillante. In den Satelliten Appellationen sind es ebenfalls die aus den letzten Jahren bekannten Favoriten a la Dalem, La Vieille Cure, La Prade, Puygueraud und Vieux Chateau Palon. Nahezu unschlagbar ist Maison Neuve aus der Montagen Saint Emilion, berücksichtigt man hier den Preis, kommt der Kauf fast einem Diebstahl gleich.
Auch im Medoc sind es die grossen Terroirs, die die besten Weine hervorgebracht haben. In unserer Wahrnehmung gab es in jeder Appellation Highlights, aber vor allem die Platzhirsche (die Premiers und Superseconds) haben abgeliefert und zwar auf höchstem Niveau. Nicht zu unterschätzen ist auch die so genannte zweite Garde, allen voran Pontet Canet, Leoville Barton, Fieuzal rouge, S-H-L, Rauzan Segla, Calon Segur, Les Carmen Haut Brion, Haut Bailly und Lynch Bages, aber auch fantastische Zweitweine, wie sie aus den Häusern Calon Segur, Montrose, Cos d Estournel oder Haut Bailly kommen. Im Medoc gibt es eine Vielzahl an sehr soliden und kraftvollen Values: Cambon La Pelouse, Beaumont, Citran, Clos Manou, Fonreaud, Charmail bilden die Spitze, gefolgt von einem qualitativ dichten Verfolgerfeld.
Auch im JG 2018 gilt die goldene Regel „In grossen Jahren kleine Weine zu kaufen“!
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