Das Land
Wie verrückt ist das denn? Was ist das für eine Geografie? Was für eine Diversität in den unterschiedlichen Klimata? Weinbau extrem de luxe! Chile, das Land welches im Osten von den unwirtlichen Anden begrenzt wird, im Westen vom pazifischen Ozean, im Norden eine Wüste und im Süden die Antarktis. Diese vier Grenzen und der daraus resultierende „Kessel“ ist dafür verantwortlich, dass die Rebflächen seit je her von der größten Plage des Weinbaus aller Zeiten einfach verschont geblieben ist: Die Reblaus! Daher sind annähernd alle Rebstöcke Chiles tatsächlich noch immer wurzelecht! Und das ist weltweit nicht sehr häufig zu finden, wenn nicht sogar völlig einmalig! Das mediterrane Klima mit viel Sonnenschein, die immensen Unterscheide der Tages- und Nachttemperaturen und das Repertoire an den beliebtesten internationalen Rebsorten und die Tatsache, dass hier alles in aller Ruhe zu sehr geschmacksintensiven Trauben heranreifen kann, macht Chile zu einem fast einzigartigem Terroir der Welt!
Die Region
Im Valle del Colchagua, welches sich im Süden direkt an das Maipo- Tal drückt, ist vor allem für seine sehr hohen Rebanlagen bekannt. Hier entstehen wohl die saftigsten Weine Chiles! Die Böden variieren zwischen Ton, Lehm, Kalk, Sand und vulkanischem Gestein.
Casa Lapostolle: Clos Apalta
1994 lässt sich Alexandra Marnier Lapostolle, die Urenkelin des Erfinders des weltberühmten Likörs Grand Marnier, auf ein neues Abenteuer in Chile ein. Ganz nach dem Leitspruch der Familie wollte sie einen außergewöhnlichen Wein erzeugen und den Weg für die qualitative Entwicklung der Weine des Landes ebnen. In nur wenigen Jahren gelang es Alexandra Marnier-Lapostolle, den Clos Apalta zu einer Weinikone zu machen, indem sie das Weingut Stück für Stück umgestaltete. Mit Charles-Henri de Bournet Marnier-Lapostolle hat mittlerweile ein anderer, ebenso leidenschaftlicher Weinliebhaber die Leitung übernommen. Seit 2013 steht er an der Spitze des Unternehmens, und der siebte Vertreter der Dynastie bringt neue Ideen und eine neue Dynamik auf den Tisch. Ihm zur Seite stehen Jacques Begarie, technischer Direktor, und der berühmte Berater Michel Rolland, der persönlich in die gesamte Produktion von Clos Apalta eingebunden ist.
Die Weinberge
Die ältesten Parzellen des Weingutes Clos Apalta wurden zwischen 1915 und 1920 gepflanzt. Das Rebmaterial, was hierfür verwendet wurde, stammte aus Frankreich. Carménère und Cabernet Sauvignon als kongenialer Partner bilden auch hier ein geniales Duo. Sie ergänzen sich hervorragend und sind auf Clos Apalta, mit ihren annähernd und teilweise über 100 Jahren auf dem Buckel, richtig gut eingespielt. Im Laufe der Zeit wurden mit einer hohen Pflanzdichte von fast 7000 Stöcken je Hektar die Sorten Merlot und Petit Verdot nachgepflanzt.
Der Jahrgang 2019 in Worten
Der Winter zwischen im Jahr 2018 war in Apalta trocken und ungewöhnlich kalt. Die kältesten Temperaturen des Winters trafen uns im Juli (jawohl, der Juli!). Eiseskälte mit historischem Rekord! Der anschließende Frühling war dann mild und nass, mit sehr ergiebigen Niederschlägen. Es folgte eine sehr frühe und zügige Blüte, viele befruchtete Ansätze und der Wachstum des Trauben war schnell im vollem Gange. So wie in Europa in 2003 brachte der Sommer im Apalta- Tal sehr heiße Temperaturn, die in eine Hitzewelle mündeten. Die Sonne ließ sich nicht davon abbringen sehr viel und durchdringend zu scheinen. Hier war die richtige Laubarbeit gefragt. Die Balance zwischen Sonnenschutz und zu viel Photosynthese galt es unbedingt zu finden. An Regen mangelte es, was hier und da zu etwas Trockenstress bei den Reben führte. Für den Ausgleich sorgte ebenso die Natur und gönnte den Reben etwas abkühlenden Niederschlag. Auf Grund des Verlaufs der Vegetationsphase begann die Ernte ca. acht Tage früher, und die allgemeinen Bedingungen während der Ernte waren günstig, um sehr gesunde Trauben ernten und verarbeiten zu können.
Clos Apalta Le Petit Clos 2019: Unsere Verkostung
Was bitte schön heisst denn hier kleiner Bruder?! Schon bei der „Visitenkarte“ des Weingutes steckt so viel Vibration und Spannung drin, fließt so viel Samt und Seide, dass man wirklich viel Fantasie benötigt, um sich vorzustellen, wie sehr der „Große“ den Gaumen rocken wird. Sehr gekonnt interpretierte Vermählung aus Carmenere, Merlot, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot. Im großen hölzernen Gärständer vergoren und in kleinen Barriques aus bester Eiche ausgebaut. Die schwarze Johannisbeere springt einen förmlich an. Blaubeeren mit knackigem Biss. Pfeffer, Veilchen, Minze, Würzfleisch, gemahlene Steine. Greifbares, glockenklares Duftbild. Das Trinken macht hier so viel Spaß. Die Schlücke gehen gut und schnell rein. Die Säure begleitet den Wein bis nach ganz hinten zum Gaumen. Frisch und erfrischend. Pfeffrig. Pikante Würze, poliertes Gerbstoff. Voll und markant, aber kein Gramm Fett am Leib. Der Petit Clos trägt seine einmalige Herkunft der Höhenlage großartig vor, begeistert durch seinen hohen Trinkfluss und schafft es, dass man sich seine Heimat, das Colchagua-Tal einfach nicht mehr vergisst!
Clos Apalta 2019: Unsere Verkostung
Was ein Geschoß! Annähernd 70% Carmenere, flankiert vor allem von Merlot, ergänzt und gewürzt durch Cabernet und Petit Verdot treiben die aromatische Extravaganz, die Dichte der Frucht, die Strahlkraft und die Länge auf ein absolut hohes, in Chile und weiten Teilen der Welt nicht mehr zu topendes Niveau. Opulente, fast schön laszive Fruchtgenerösität. Aromen von dunklen Beeren, feinster Tahiti- Vanilli, prallen Blaubeeren, schwarze Oliven, Rosmarin, schwarzer Tee, Lakritz und Zedernholz bilden das Duftbild, das man nicht mehr aus der Hand geben möchte. Weicher und runder, fast schon typischer Merlot- Antritt. Viel Schmelz, aber nicht speckig. Rund und saftig, aber nicht tranig oder langweilig. Dieses Ding hier ist fast schon wolllustig und besorgniserregend verführerisch. Pralle Cassis, Pfeffer, auch am Gaumen wieder Minze, gerösteter Kaffee, im Hintergrund die Art von Holzwürze, die man wohl nur mit super-edel beschreiben kann. Solch einen Wein, nein, diesen Wein muss man einfach mal getrunken haben. Ich bin mir nicht sicher, ob und wann ich einen Wein solchen Zuschnitts zuletzt oder jemals getrunken habe. Das hier ist einfach der Irrsinn. Unglaublich gut!