Im Jahr 2001 schrieben Hugh Johnson und Jancis Robinson in ihrem Weinatlas:
„Die Weinwelt Italiens ist endlich auf das enorme Potential der schönen, klimatisch begünstigten Insel Sizilien aufmerksam geworden.“
Wie es aussieht, haben sie diesen Trend richtig vorausgesagt, obwohl seine Entwicklung etwas langsamer voranschreitet, als man es damals vermutet hatte.
Auch ich habe Sizilien-Weine bis jetzt noch nicht probiert und, ehrlich gesagt, auch wenig von diesen Tropfen gehört … bis eine Flasche von der Cantine Fina Bausa Nero d´Avola aus dem Jahr 2017 zum ersten Mal auf meinem Tisch stand, eher durch Zufall als aus Neugier.
Mit einer Palme und einem orientalischen Muster auf dem Etikett mit viel Schwarz weckt die Flasche Assoziationen mit südlicher Nacht und heißem Wind aus der Sahara. Und tatsächlich ist die Entfernung der sizilianischen Insel bis Afrika (Tunesien) sehr überschaubar, unter 150 Kilometer Luftlinie. Hier brüllt immer wieder der berühmte alte Riese – der Vulkan Ätna. Vulkangestein ist für die auf Sizilien angebauten Trauben ein wichtiges Element. Er lockert den Boden und verbessert die Wasserdurchlässigkeit, wodurch eine bessere Belüftung der Wurzeln gewährleistet ist. Viele Winzer und Weinliebhaber glauben außerdem, dass diese Bodenart den Weinen einen besonderen Charakter verleiht.
Die Rebsorte Nero d´Avola wurde vermutlich hier, auf Sizilien, geboren und heißt übersetzt) „Schwarzer aus Avola“, was sehr gut zu den tatsächlich sehr dunklen Beeren passt. Auch die Aroma- und Geschmacksnoten zeigen eine starke Dominanz dunkler Frucht, wie Pflaume und schwarze Kirsche. Die Nase ist etwas würzig mit Noten von Muskatnuss und Nelken. Am Gaumen ist der Wein sehr fruchtig, die Säure ist moderat, die Tannine sind samtig – für seine Preisklasse (unter 20 Euro) ist dieser Sizilianer auf jeden Fall ein guter Fund.
Der Produzent – die Cantine Fina – ist ein Familienweingut auf Sizilien, wurde im Jahr 2005 gegründet und befindet sich im Westen der Insel in der Nähe von Marsala.
Die Weinpalette umfasst autochthone Rebsorten wie Grillo und Nero d’Avola sowie international verbreitete Sorten wie Traminer, Sauvignon Blanc, Merlot und Syrah. Daraus entstehen einzigartige Cuvées mit sizilianischem Charakter.
Cantine Fina Caro Maestro Terre Siciliane IGP 2018
Der Cantine Fina Caro Maestro Terre Siciliane 2018 trägt keinen einzigen Tropfen Nero d´Avola in sich und ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot. Und nichtsdestotrotz meine ich, einen gemeinsamen Charakter mit dem oben beschriebenen edlen Tropfen festzustellen. Eine heiße dunkle Nacht und leichter Wind, der die Aromen von Sandelholz, gemischt mit heißem Stein und Unterholz mit sich bringt. Am Gaumen Noten von getrocknetem Apfel, Pflaumenmarmelade und etwas Minze. Mittlerer Körper und moderate Säure, die mit den Tanninen eine abwechselnde Dominanz erlangt und wieder abgibt. Kräftiger Abgang mit leichten schokoladigen Noten.
Die beiden Weine haben einen starken Charakter, der sich deutlich von anderen italienischen Tropfen unterscheidet, was sie besonders interessant und attraktiv macht.