Die Herkunft von d’Escurac: das nördliche Médoc

Im Grunde könnte man die Herkunft des Château d’Escurac, das nördliche Médoc, gut als große Landzunge beschrieben. Eine Landzunge, die im besten Fall leicht gewellt, aber zum größten Teil eine flache Topographie aufweist. In diesem Landstrich, der früher etwas unromantisch als Gegenstück zum klangvollen Gegenstück Haut-Médoc, gerne als Bas-Médoc bezeichneten Gegend, sind die Böden flacher, schwerer und kühler. Nach einem starken Boom und einem explosionsartigen Anstieg der Rebfläche in den 1990er Jahren, musste man jedoch der bitteren Tatsache in die Augen schauen und erkenne, dass andere Provenienzen stärker gefragt waren, als die der Appellation Médoc. Hier sind zwar keine Crus Classés beheimatet, jedoch eine Vielzahl an Spitzenbetrieben aus der oft zitierten „zweiten Reihe“. In 2003 unternahm der Verband den Versuch eines einer neuen Klassifizierung, cancelte diese wieder zeitnah und doch finden sich in dieser Gegend des Bordeaux tolle Interpretationen von Cru bourgeois, eines von neun Cru bourgeois Exceptionnels und über ein Dutzend Cru bourgeois Supérieurs. Das Weingut, welches wir ihnen in dem heutigen Blogbeitrag vorstellen möchten, gehört sicherlich zu den hervorstechenden Exemplaren der bürgerlichen Gewächse, die nun schon über fast drei Dekaden durch ihren Wein den Beweis liefern, wie hochwertig und konstant hier gearbeitet wird.

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Die Geschichte von Château d’Escurac

Das 120 ha große Anwesen mit dem wunderschönen Château, liegt in Civrac-en-Médoc, im Herzen des mittleren Médocs. In dieser Gemeinde im Département Gironde in der Region Nouvelle-Aquitaine, leben 675 Einwohnern. Einige wenige davon arbeiten auf dem in der Klassifizierung von 1855 als Cru bourgeois eingestuften Château d’Escurac. Die Familie Landureau erwarb das Anwesen mit samt des feudalen Châteaus im Jahre 1934. Jean Landureau ging an diesem wunderschönen Ort seiner Leidenschaft, der Pferdezucht nach. Erst Jean-Michel Landureau begann damit Reben zu pflanzen. Diese wurden dann im Herbst der örtlichen Genossenschaft zur Vinifikation überlassen, die Zeit für eine eigene Vinifikation und Abfüllung war noch nicht reif. Der letzte Spross der Familie Lundereau, Jean-Marc, setzte dann seinen Kopf: Er begann damit den erstklassigen Ausdruck seines Terroirs in Trauben einzufangen und diese dann mit eigenem Etikett anzufüllen. Seit seinem plötzlichen und verfrühten Tod im Jahr 2017, hält seine Tochter Anne das Ruder in ihren Händen und führt so die Arbeit ihres Vaters fort. Auf d’Escurac entstehen weitere feine Weine, die es verdient haben entdeckt zu werden: Château d’Escurac, Château Haut-Myles, La Chapelle d’Escurac und Pépin d’Escurac. Auf 23 ha werden Merlot (59%), Cabernet Sauvignon (30%), Petit Verdot (10%) und Cabernet Franc (1%) angebaut.

Der Wein und die Verkostung

Der Château d’Escurac aus dem Spitzenjahrgang 2019 ist ein reinrassiger Vertreter seiner Herkunft, des Médoc. Und was für einer! Die rot- und schwarzfruchtige Nase changiert gelassen zwischen den Farben und antwortet so auf das gekonnte Schwenken mit dem Glas. Dahinter feinste Minze, ätherischer Rosmarin, feuchte Erde und gestoßener Wacholder. Welch anregendes Kaleidoskop der Aromen! Mit etwas Zeit im Glas kommt Blaubeere und Johannisbeere zum Duftbild, Rauch und nasse Kieselsteine komplettieren die Nase des d’Escurac. Das Mundgefühl dieses klassischen Medocs ist wie Samt und Seide. Der recht volle Körper beginnt mit intensiven Aromen von Johannisbeere und geht in einen sehr eleganten Fluss über. Seine qualitativen Ambitionen eines Cru bourgeois und sein Selbstverständnis manifestieren sich in dem ausreichend vorhandenen Tannin, welches durch seine Feinkörnigkeit auffällt. Die Säure wässert den Mund und wechseln sich mit den mineralischen Einflüssen seines Terroirs ab. Zurück bleibt eine pfeffrige Würze, die große Lust auf ein weiteres Glas macht. Der d’Escurac besticht durch seine Eleganz, seine große Harmonie, seinen abwechslungsreichen Aspekten, den Einflüssen seiner Herkunft. Das alles ist mit großem, handwerklichen Können und Feingefühl umgesetzt und zeigt auf, wieviel Potenzial und Ernsthaftigkeit in einem wirklich gut gemachten bürgerlichem Gewächs des Médocs stecken kann. Und das zu einem wirklich mehr als fairen Preis. Einen solches Paket findet sich auch in der großen Weinwelt nicht ganz so häufig! Der Weinen dieses Châteaus aus dem Top-Jahrgang 2019 ist eine Empfehlung des Herzens!