Fast genau vor einem Jahr schrieb ich einen Blogbeitrag zum Thema „südafrikanische Weine“. Meine Verkostungen beschränkten sich damals auf Cabernet Sauvignon-Weine und endeten mit dem Versprechen eines weiteren Verkostungsbeitrags, diesmal von einem südafrikanischen Merlot.
Nichts passte besser zu diesem Zweck als ein Wein vom Weingut Muratie. Doch nach der Verkostung des Muratie Alberta Annemarie 2015 (Stellenbosch) ließ mich die Weinstory von Muratie nicht los – kräftig von edlen Tropfen unterstützt. Und so geht dieser Artikel in seinen Themen über die Schilderung einer reinen Merlot-Weinprobe hinaus.
Das Weingut Muratie liefert eine ganze Familie von wertvollen Weinen. Merlot, Shiraz, CS, Pinot Noir und absolut hervorragende Cuvées im Bordeaux-Stil (Ansela van de Caab 2017 ist mein klarer Favorit).
Der Ausdruck „Weinfamilie“ ist an der Stelle nicht nur im übertragenen Sinne angebracht. Denn auch die Weinnamen spiegeln die Geschichte der Familie wider. Besser gesagt, der Familien: der Dynastie Melck und der Familie Canitz.
Die letztere – ihr entstammt übrigens ein bekannter deutscher Maler aus Leipzig – besaß das Weingut Muratie nur 10 Jahre von 1940 bis 1950. Doch ihr Name und der des Weinguts werden oft in einem Atemzug genannt. Auch die Weinetiketten erinnern uns an George Paul Canitz und seine Tochter Alberta Annemarie. Als der Maler starb, hinterließ er ihr Muratie, was sie zu einer der ersten weiblichen Besitzerinnen eines Weinguts in diesem südafrikanischen Land machte.
Muratie Alberta Annemarie 2015. Südafrikanischer Merlot
Die Nase dieses Weins ist sehr aromatisch: reife schwarze Kirschen und Schwarzschokolade. Am Gaumen: würzige und lange anhaltende Tannine, geringere bis mittlere Mineralität. Dank letzterer ist der Trank weich und die Tannine fühlen sich poliert an. Starke Noten von reifen Pflaumen mit etwas Kakao. (Ich würde das als südafrikanische Note bezeichnen. Manche sprechen an der Stelle von Kokosnuss-Note). Am Ende setzt sich sogar eine sehr leichte Muskatnote durch. Der Wein besitzt eine gewisse Vielschichtigkeit, einen ausgeprägten südafrikanischen Charakter und sehr angenehmen Abgang. Leichte Nuancen: Teer und geröstetes Holz.
Muratie Wine Estate Ronnie Melck 2016. Südafrikanischer Shiraz
Tiefdunkel im Glas, verwöhnt dieser Shiraz-Wein von Muratie die wählerische Nase des Weinliebhabers mit sanften süßlichen Noten von Schwarzschokolade und Waldbeeren. Etwas Schwarzpfeffer macht das Bouquet noch ein Stück eleganter. Am Gaumen klingen leise Noten von reifen schwarzen Pflaumen, bereichert um Holz-Nuancen. Leichte Mineralität und seidige Tannine machen diesen Wein weich und trotzdem leicht würzig. In dieser Preisklasse (ca. 15 €) ein guter Fund.
(Wer sich einen üppigeren Wein wünscht, ist bei dem australischen Heartland Directors Cut Shiraz 2016 (ca. 20 €) gut aufgehoben. Sehr viel Frucht, sehr viel Körper. Weich und üppig – eine richtig schwere Geschmackssymphonie mit viel Bass.)
Muratie Wine Estate Martin Melck 2014. Südafrikanischer Cabernet Sauvignon
Diesen Wein habe ich bereits in meinem Artikel „Die erste Begegnung mit Cabernet aus Südafrika“ beschrieben. Jetzt ist er ein wenig älter geworden, genauso wie sein Verkoster. Zu dem bereits Geschriebenen kann ich Folgendes hinzufügen: hervorragende Holznoten, Zigarrenkiste und Blut – genau so, wie ich es mag.
Muratie Wine Estate Ansela van de Caab 2017. Südafrikanischer Cuvée
Von allen hier verkosteten Muratie-Tropfen ist dieser Wein mein eindeutiger Favorit! Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc in purer Harmonie in einer Flasche. Granatrot. Eindeutiger Bordeaux-Stil, aber mit einer südafrikanischen Note – etwas zwischen Vanille und Kokosnuss. Tabakkiste. Voller Körper. Ganz angenehme Mineralität. Weicher, langer Abgang mit Nuancen von getrockneter Birne. Ein vielschichtiger Wein mit Charakter.