Jeder Weinliebhaber hat seine Favoriten. Einer von meinen Liebling-Merlots ist der Chateau Tour Saint Christophe 2015. Und natürlich bin ich immer neugierig, einen weiteren Jahrgang zu verkosten. Genau deswegen ziehen wir heute den Korken aus einer Flasche Chateau Tour Saint Christophe 2016.
Das Chateau befindet sich in einer romantischen, von Wein-Touristen fleißig besuchten französischen Gegend und hat eine interessante Geschichte. So französisch die Chateau- und Weinnamen auch klingen, befindet sich das Weingut seit dem Jahr 2012 in den Händen eines gebürtigen Vietnamesen – Peter Kwok.
Dieser unternehmungslustige Mensch wusste nicht nur ein gutes Terroir mit etwa 30 Jahre alten Reben zu beschaffen – er holte auch den richtigen Wein-Macher an Bord. Javier Aguirre ist ein erfahrener Önologe mit sehr guten Referenzen: Chateau Trotanoy und La Violette sind nur zwei aus der Liste seiner berühmten Arbeitgeber.
Peter Kwok gehören neben Tour Saint Christophe auch andere Chateaus im Bordeaux-Wein-Gebiet. Wir bleiben aber in Saint-Émilion und verkosten einen hervorragenden Merlot aus dem Jahrgang 2016.
Genau wie sein Vorgänger besteht der Wein aus 80 Prozent Merlot und 20 Prozent Cabernet Franc und enthält 15 Prozent Alkohol. James Suckling bewertete mit 96-97 von 100 Punkten den Jahrgang sogar einen Tick besser als 2015 (96/100).
Der Wein braucht seine Zeit in der Karaffe. Mindestens 40 Minuten sollte man ihn atmen lassen – dann wird er seine Verkoster bestimmt nicht enttäuschen.
Nun fließt er in unsere Gläser. Eigentlich sollten wir den Wein ein paar Jahre später probieren – ihre Trinkreife haben die edlen Tropfen noch nicht erreicht – aber wer hat schon so viel Geduld.
Zum Vergleich bieten wir hier unsere Notizen zum Jahrgang 2015.
Verkostungsnotizen Tour Saint Christophe 2015
Die hervorragende Nase dieses Weins verspricht ein ganzes Geschmacksfeuerwerk. Brombeeren und sehr intensive schwarze Kirsche vermischen sich mit einem feinen Veilchen-Aroma. Die zweite Nase liefert mehr Frische und leise Noten von Gewürz und sogar etwas von Orange.
Im Mund klingen sofort sehr intensive Noten von Brombeeren und Heidelbeeren. Sehr strukturiert und vollmundig mit angenehmer Mineralität im Abgang. Wenig Tannine. Leichte erdige Töne verleihen dem Wein noch mehr Charakter.
Verkostungsnotizen Tour Saint Christophe 2016
Die blumige Frische ist sehr fein und eleganter als beim Vorgänger aus 2015. Dunkle Früchte ertönen bei diesem edlen Hintergrund sehr raffiniert und viel komplexer.
Der Gaumen ist zuerst etwas würzig mit einer Eiche-Nuance und sehr klar. Die Tannine sind sehr deutlich, aber auch perfekt eingebunden. Später kommen trockene Pflaume und schwarze Kirsche ins Spiel. Fast keine Brombeere ist zu spüren. Leichte Minze klingt etwas verspielt in dieser Symphonie. Der Abgang ist lang, reif und mineralisch. Am Ende ertönt nochmal die Kirsche, um noch eine Weile zu bleiben. Einige Experten vertreten die Meinung, dass der Saint Christoph aus diesem Jahr mehr einem Pomerol-Wein ähnelt und für den Saint-Émilion untypisch ist. Ich als Laie kann es noch nicht beurteilen. Doch schon wieder begeisterte uns Saint Christophe mit einem hervorragenden Wein. Meine klare Empfehlung.
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