Bevor wir uns zu dem Thema Cabertet aus Südafrika wenden, erlaube ich mir an dieser Stelle eine kleine Vorgeschichte.
Südafrikanische Weine – nicht unbedingt die erste Wahl für einen Anfänger, wenn es um Rotweine geht. Es gilt zuerst das französische Terrain zu erkunden, vor allem Bordeaux, einen Blick nach Spanien zu werfen, bei den italienischen Weinen zu schnuppern. So ging es mir als Laien, der ich übrigens auch geblieben bin, obwohl meine Leidenschaft bereits seit drei Jahren nicht nachlässt. Meine ersten zwei Flaschen südafrikanischen Weins habe ich erst vor eine Woche aufgemacht: zwei Cabernets zum Vergleich.
Ein Jahr früher, bei einem Weinseminar mit dem Thema „Bordeauxregion“, war ich, genauso wie alle anderen Teilnehmer, von einem Profi (dem Seminarleiter) aufs Übelste veräppelt worden. Wir sollten mehrere Weine (alles Merlot) blind verkosten und dann versuchen, die Bordeauxregionen zu nennen. Ob es die Profis schaffen, bezweifle ich übrigens auch, aber das ist nicht der Punkt.
Nase und Geschmack des Weins aus der letzten Flasche schienen mir merkwürdig zu sein, anders als alles, was ich bis dato verkostet hatte. Deswegen nannte ich einfach eine Region, aus der mir noch kein Wein vertraut war.
„Der so was sagt, der ist verloren!“, meinte unser Redner, „der Merlot hat eine eindeutige südafrikanische Note. Etwas von Kokosnuss…“
Na ja, seitdem behielt ich im Hinterkopf, dass ich mich irgendwann mit den südafrikanischen Weinen auseinandersetzen sollte. Und da meine letzten Verkostungen von südamerikanischen Edeltropfen dem Cabernet galten, habe ich entschieden, auch jetzt diese Weintraubensorte unter die Lupe zu nehmen.
Weine Allesverloren 2016 und Muratie 2014. Ursprungsregionen
Zwei Flaschen stehen nun auf unserm Balkontisch, geöffnet seit einer halben Stunde. Erst haben wir im Internet nachgeschlagen und wissen, dass der Muratie aus der Region Stellenbosch stammt. Diese gehört zu den bekanntesten und auch den ältesten Regionen.
Die Flasche von Allesverloren kommt aus Swartland – nordwestlich von Stellenbosch (auch sehr bekannt). Die Liste der beliebtesten Weine aus beiden Regionen wimmelt von Chenin Blanc, eine aus Frankreich stammende weiße Rebsorte, die sich den südafrikanischen Bedingungen sehr gut angepasst hat. Und wie sieht es mit den roten Weinen aus?
Was die Cabernet Sauvignons anbelangt, findet man (zumindest im Netz) viel weniger populäre Weine. Wir haben die Daten aus unterschiedlichen Quellen in einer Tabelle nach Popularität zusammengetragen und dann nach Rebsorten sortiert. Folgendes Diagramm hat sich daraus ergeben.
Laut Weinatlas von Hugh Johnson und Jancis Robinson vergrößert sich die mit der Cabernet-Rebe bepflanzte Fläche erst ab der Mitte der 1980er Jahre. Auch andere Rotweinsorten (wie Shiraz und Merlot) gewinnen in der Zeit mehr und mehr an Bedeutung und fechten das Terrain des Chenin Blanc an.
Verkostungsnotizen zweier südafrikanischer Cabernets
Die Unterschiede bei der Farbe überraschen uns nicht. Der ältere Muratie 2014 mischt leichte rostfarbige Töne mit dunklem Rubinrot. Allesverloren dagegen wirkt noch dunkler und hat einen leichten violetten Stich.
Bei der ersten Nase überzeugt der Muratie mit kräftigem Cassis-Aroma und schlägt seinen jüngeren Konkurrenten deutlich. Das Aroma von Allesverloren empfinden wir als viel dünner, doch auch ganz angenehm (Pflaumen, Schwarzkirschen). Im Mund revanchiert sich der Wein mit einer eleganten Struktur und feiner Würze.
Doch der Muratie (mindestens dieser Jahrgang) hält die Nase vorn. Sehr weiche Tannine und langer Nachhall, feine Säure und kräftiges Aroma. Beim Abgang verabschiedet sich der Muratie mit einer flüchtigen Veilchen-Note.
Vermutlich ist unser Vergleich nicht ganz fair. Wir stellen die Muratie-Flasche weg, trinken einen Schluck Wasser und konzentrieren uns weiter auf Allesverloren.
Peu à peu erkennen unsere Nasen eine leichte Tabaknote. Am Gaumen spüre ich ganz vage die Noten von bitterer Schokolade. Alles irgendwie nicht zutraulich, zu schüchtern.
Kann es sein, dass der Wein einfach mehr Zeit braucht, um sich zu entwickeln? Was meinen Sie dazu?
Für unsere nächste Verkostung steht der südafrikanische Merlot auf der Liste. Ich bin sehr neugierig, ob ich die oben erwähnte Kokosnussnote erkenne :-).