Reise nach Bordeaux. Teil II
Die erste Begegnung – Cognac aus erster Hand.
Außerorts erstreckt sich ein weites, grünes Terrain mit Rebpflanzen. Hier (meistens aus der Rebsorte Ugni Blanc gewonnen) wird der Rohstoff für den Cognac hergestellt. Auch ein paar Kilometer weiter, in Blaye, wurde früher viel Branntwein produziert. Dies nahm sein Ende, als man es nicht mehr Cognac nennen durfte. Nach diesem Verbot konnten die Destillierer aus Blaye mit der Konkurrenz nicht mehr Schritt halten. Heute werden dort hauptsächlich Weine produziert.
Das Cognac-Land
Die sechs Anbaugebiete, in denen die Produkte unter dem geschützten Namen „Cognac“ hergestellt sein dürfen, liegen in unmittelbarer Nähe der Straße N141. Die Gebiete von Merambeau und Jonzac sehen wir direkt vor uns. Eine kleinere Straße führt uns an den handgeschriebenen Schildern mit der Aufschrift„ Hier Cognac vom Hersteller“ vorbei.
Obwohl unser Ziel – Saint Emilion – viel weiter im Süden liegt, können wir der Versuchung nicht widerstehen. Als ich eine kleine Hütte mit geöffneten Fensterladen am Rande des Feldes entdecke, machen wir eine kleine Pause.
Die Hütte scheint leer zu sein. Ein wenig später steigt aus dem neben uns stehenden Wagen eine nette Seniorin aus, und bewegt sich mit Hilfe eines Rollators zum Eingang. Kurz danach erscheint sie im Fenster und fragt wie sie uns weiterhelfen könne. Kaum habe ich das Wort „Cognac“ ausgesprochen, klopft die Dame mit einer geöffneten Flasche auf die Theke – „Voila“!
Sie schenkt uns jeweils einen Schluck Gebranntes in die Gläser und beobachtet mich mit sichtbarer Zufriedenheit, während ich das Glas in der Hand wärme.
Starke Obstaromen füllen die Nase. Im Mund spürt man sanfte Tannine und eine ziemlich deutliche Struktur. Die Fasslagerung von sieben Jahren ließ der Eiche genug Zeit zum Einwirken. Wir kaufen eine Flasche, welche Frau Bourre aus dem Inneren des Ladens mit ihrem Rollator bis zum Ausgabefenster transportiert. „Dürfen wir ein Foto von Ihnen machen? Wir würden es gerne in unserem Blog veröffentlichen“, fragt meine Frau.
„Voila“! hören wir wieder. Madam Bourre stellt die Flasche neben sich und guckt direkt in die Kamera.
An diesem Abend durfte ich den Cognac im Freien mit Blick auf Gironde genießen
(Bin ich nicht gut, dass ich ein Paar Griffins-Zigarren von Zuhause mitgebracht habe?! :-))
Fast anderthalb Stunden haben wir an dem Tag bis nach Saint Emilion gebraucht. Kreisverkehre und schmale Straßen haben viel dazu beigetragen. Trotzdem hat uns diese Strecke mit ihrem Kolorit begeistert.
In der Gegend trifft man viele Wein- und Cognacproduzenten. Manche Namen findet man auf den Flaschen in deutschen Weingeschäften wieder, andere haben ihren Weg in den internationalen Markt noch gar nicht gefunden. Dies liegt meistens nicht an der Qualität des Produkts, sondern hat sein Ursprung in der Lebensart der Bewohner – traditionell, einsprachig, französisch.
Aber wer weiß, vielleicht schmecken uns genau deswegen die französischen Weine und Spirituosen so gut…
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