Weinbaugebiete in Chile
Dieses Mal waren es die Spanier! Bereits im 16. Jahrhundert hatten sie den Rebstock mit ihm Gepäck, als sie das heutige Chile besiedelten. Es sollten allerdings einige Jahrhunderte vergehen, bis Chile auf dem Parkett der internationalen Weinszene auftauchen sollte. Und wie so oft, begann auch diese Erfolgsgeschichte mit Problemen. Riesigen Problemen. Doch wer in Problemen nicht das Ende, sondern auch die Chance eines Neuanfangs sieht, hat meistens die halbe Miete schon drin. Heute werde ich über das Weinland Chile schreiben und ich freue mich, dass sie wieder dabei sind!
Chilenischer Wein in der Geschichte
Französische Experten brachten im 19. Jahrhundert ihre Rebstöcke ins Land. Im Gepäck hatten sie eine schöne Auswahl der Rebsorten, mit denen sie in der alten Welt auch arbeiteten. So kam Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah und Pinot noir ins Land. Die Rebstöcke, die damals gepflanzt wurden, waren tatsächlich noch wurzelecht, also nicht auf amerikanischen Unterlagsreben gepfropft und trugen noch altes genetisches Material in sich.
Der Abgeschiedenheit oder dem puren Zufall ist es zu verdanken, dass die Reblaus es bis heute nie nach Chile geschafft hat und dieses einzigartige Land verschont hat.
Nach der Reblaus
Die Knappheit an Wein in Europa eröffnete Chile die Gelegenheit das Exportgeschäft auf stabile Beine zu stellen und dort gute Geschäfte zu generieren. Ab 1877 verschiffte man vor allem nach Frankreich und England. Der europäische Durst war so groß, dass man von in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die Rebflächen verdoppelte.
Die Wirren des Weltkrieges, die Prohibition im eigenen Land und in Amerika und die europäische Lösung beim Problem der Reblaus dezimierten die Absätze deutlich. In den nächsten Jahrzehnten tranken die Chilenen wieder deutlich mehr Wein und die Exporte gingen deutlich zurück.
Die jüngere Geschichte
Im Jahr 1983 geriet der chilenische Wein in eine existenzielle Krise. Die chilenische Bevölkerung drosselte ihren Weinkonsum von über 50 auf elf Liter Wein pro Kopf. Hinzu schenkte die Natur den Winzern in zwei aufeinander folgenden Jahren äußerst üppige Ernten und sorgte dafür, dass die Keller vor lauter Wein überquollen. Der Weinmarkt kollabierte. Die große Depression hatte sich breit gemacht. Doch schnell gab es einen richtungsweisenden Plan, der die nächsten Jahre und Jahrzehnte bestimmen sollte. Gestützt durch die Pinochet- Regierung nutzen die großen und führenden Bodegas ihre finanziellen Rücklagen und ihre Flächen, um den Grundstein für neue Wahrnehmung im internationalen Weinbusiness zu legen. Im ganz großen Stil änderten sie ihren Rebsortenspiegel und bauten die internationalen Rebsorten- Klassiker Cabernet Sauvignon, Merlot, Sauvignon blanc und Chardonnay an.
Carménère oder Merlot?
Eine weitere, in Frankreich damals auf Grund Kraft und Kräuterwürze beliebten Rebsorte, war die Carménère- Traube. In ganz alten Zeiten floss sie vor allem in die Bordeaux- Blends ein. Bei der Neusortierung nach der Reblauskatastrophe hatten die Chateaux- Besitzer, ganz wie es auch mit der Malbec Traube geschah, keine Verwendung mehr für diese eigenwillige Rebsorte. Der harte Schicksalsschlag verschaffte ihnen die einmalige Gelegenheit, die im Charakter und Umgang schwierigen Rebsorten in Zukunft auszurangieren.
Fun Fact: Erst 1997 hat man herausgefunden, dass ein Großteil des Merlot- Bestandes eigentlich kein Merlot, sondern Carménère war. Mittlerweile schickt man sie gerne als USP ins Rennen und nennt sie bisweilen sogar autochthon.
Die Geografie hinter dem chilenischen Wein
Eine weltweit einzigartige Konstellation ergibt sich durch das Zusammenspiel vom Pazifik auf der einen und den Anden auf der anderen Seite. Und das auf einer Länge von 4300 Kilometern! An manchen Stellen ist das Land nicht breiter als 15 Kilometer.
Das Land ist bergig, due Böden größtenteils steinig und karg. Der Humboldt-Strom prägt das Klima des Landes. Er bringt kühle Luft ins Land bringt und durch verlängerte Reifeperiode der Trauben verlängert, entstehen Weine von hoher Eleganz. Durch die ebenfalls vorhandenen großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht entstehen in Chile größtenteils keine marmeladigen Weine, wie sie häufig in „Übersee“ zu finden sind.
Das Klima im chilenischen Weinbau
Dadurch, dass das Land unfassbar lang gestreckt ist, trifft der Weinbau auf unterschiedliche Klimazonen. Im Norden ist es furchtbar heiß und staubtrocken. Nur unter großem Aufwand werden hier die Trauben für die Destillation von Pisco hergestellt. Je weiter südlich es geht, desto feuchter und milder wird es. Die Weinberge im chilenischen Weinbau stehen allesamt auf zwischen 600 und 1000 Metern über dem Meeresspiegel. Da es sehr wenig regnet, kommt der Weinbau in Chile nicht ohne künstliche Bewässerung aus. Das betrifft natürlich vor allem den Norden.
Chilenischer Spitzenwein
Dieser Wein hat uns wirklich umgehauen: Clos Apalta 2014 Valle de Apalta!
Wenn großartiges Terroir auf meisterliche Handwerkskunst trifft, dann kann auch schon mal ein richtig großer Wurf dabei entstehen. Im Valle de Apalta, im Anbaugebiet Colchagua, haben sich die Eigentümer des Weingutes, die Familie Marnier Lapostolle, von keinem geringerem als Michel Rolland beraten lassen. Im Jahrgang 2014 hat hier einfach alles gepasst und das Ergebnis hat nicht nur uns umgehauen, sondern auch die Verkoster*innen von James Suckling. Die haben diesem absoluten Traumwein die Idealnote von 100 Punkten gegeben. Mit seinem ultra- feinem Gerbstoff, seiner sexy Fruchtaromatik und seiner Länge zeigt der Clos Apalta, wieviel Potenzial in den Weinen Chiles steckt!
Aconcagua
Das Anbaugebiet Aconcagua erhielt seinen Namen vom gleichnamigen Berg in den Anden, der stolze 7000 Meter misst und weit über die Region ragt. Hier findet sich das wohl bekannteste Anbaugebiet Chiles, das mittlerweile auch für eine Vielzahl seiner Gewächse renommiert ist. Besonders Rotweine haben hier in den letzten Dekaden an Weltruf gewonnen. Die Weissweine, Chardonnay oder Sauvignon Blanc, stammen meist aus der Region Casablanca, die ebenfalls zum Anbaugebiet Aconcagua gezählt wird. Insgesamt misst die Rebfläche der Weinregion Aconcagua 3500 Hektar, meist mit Cabernet Sauvignon, Merlot und Carmenere sowie ein wenig Syrah bestockt. Der wohl bekannteste Wein ist der Sena, eine Ikone, die schon in einigen Vergleichstastings vermeintlich stärkere Gegner ausstechen konnte.
Colchagua
Colchagua ist die Wiege des südamerikanischen Weins. Die Bedingungen sind hier, wie im ganzen Land Chile, sind so optimal, dass komplexe Weine ohne viel Intervention entstehen können. Auf bis zu 1100 Höhenmetern angebaut und auf Grund Reifeperioden und recht hoher konstanter Temperaturen müssen die Winzer hier so gut wie nie zu Pestiziden oder anderen Hilfsmitteln greifen. Zu verdanken hat man dies einer ausgeklügelten und gezielten Bewässerung, ohne die eine landwirtschaftliche Nutzung kaum möglich wäre, denn in der Region Colchagua herrschen meist sandige Böden vor, die den sehr geringen Niederschlag kaum speichern. Da es sich also eigentlich um unerschlossenes Terrain handeln sollte, das von extremen Witterungsbedingungen geprägt ist, wundert es nicht allzu sehr, dass sich auch die Reblaus oder der falsche Mehltau hier noch nicht haben blicken lassen. Auf circa 20.000 Hektar produzieren so Betriebe wie Montes oder Via Manent unter besten Bedingungen starke Einstiegs- und Topqualitäten, die preislich äusserst moderat daherkommen können. Vor allem in Blindproben schneidet Chile auch unter Experten immer wieder erstaunlich gut ab.