D.O. Navarra

Nachdem wir im Land Katalonien durch mehrere Weinbaugebiete gefahren sind, geht unsere Reise weiter, die Bergkette entlang, parallel zur französischen Grenze.
Bevor der Fluss Aragon seine Gewässer aufgibt und einer größeren Ader, dem Rio Ebro, seine Kraft opfert, wird er durch einen Nebenfluss aus Pyrenäen gestärkt – El Rio Arga.
Der irgendwo neben Pamplona geborene Fluss ist 145 km lang und durchquert mehrere Orte Spaniens. Zusammen mit anderen Flüssen bildet er ein überlebenswichtiges Netz für Pflanzen und Menschen.
Ebro, Aragon und Arga machen diesen Boden zu einem hervorragenden Wein Terroir.
Das ehemalige Königreich Navarra, war schon immer für seine Weine bekannt. Heute gehört D.O Navarra zu den bekanntesten Ursprungsbezeichnungen in der Weinwelt.
Die Landschaft dieser Region ist sehr vielfältig, genauso wie das Klima. Der Zusammenfluss des atlantischen, kontinentalen und mediterranen Wetters macht Navarra zu einem einzigartigen Weinbaugebiet, welches sich in fünf weitere Areale aufteilt:

  • Tierra Estella
  • Ribera Alta
  • Ribera Baja
  • Baja Montaña
  • Valdizarbe

In diesem Artikel besuchen wir die zwei ersten Gebiete.

Tierra Estella

Es liegt am westlichen Rand von Navarra, entlang des Camino de Santiago und grenzt an dem Baskenland und La Rioja.
Die Böden sind hier sehr unterschiedlich. An manchen Hängen trifft man auf sehr schlammige Erde, andere sind steinig oder besitzen eine tonhaltige Struktur.
Auf einer Fläche von 1.572 Hektar werden weiße, wie rote Rebsorten angebaut. Bei den roten überwiegt Tempranillo. Diese Sorte bildet ca. 50% aller in Tierra Estella angebauten Rebsorten.
20% des Anbaus besteht aus Cabernet Sauvignon. Die Liste von „Blancos“ wird vom Chardonnay angeführt.

Ribera alta

Ribera Alta befindet sich im Mittleren Westen Navarras, direkt unter dem Gebiet von Tierra Estrella. Die Bodenarten sind hier nicht weniger vielfältig, durch unterschiedliche Dicke und Steinigkeit geprägt, fein oder schluffig. Andere sind von Textur her tonig mit einem ausgeprägten Gipsgehalt.
Die Fläche von Ribera alta beträgt ca. 4000 Hektar. Auch hier dominiert ganz klar die Sorte Tempranillo. Außerdem wächst hier viel Graciano. Diese edle Rebsorte verleiht dem Wein gleichzeitig mehrere wichtige Eigenschaften (wie lange Haltbarkeit, sehr reiche Tannine und edle Säure) und ist dafür bei spanischen Winzern sehr beliebt. Bei den weißen Rebsorten dominieren der Chardonnay und Moscatel.
Da wir uns gerade in Ribera alta befinden, besuchen wir direkt einen Winzer.
Die Weinberge de Bodega Inurrieta befinden sich in einem kleinen Tal, neben Arga, auf einer Meereshöhe zwischen 300 und 480 Metern. Sechs verschiedene Rebsorten werden hier angebaut: Merlot, Cabernet Sauvignon, Graciano, Garnacha, Syrah und Sauvignon Blanc.
Bodega Inurrieta ist ein Unternehmen mit Tradition. Doch konservativ kann man es kaum nennen – dagegen spricht die Experimentierfreude der Winzer.
In einem großen Fasskeller findet man mindestens fünf unterschiedliche Fasstypen, aus mehreren Sorten der französischen und amerikanischen Eiche, was sich dementsprechend in den Inurrieta-Weinen als Aroma- und Geschmacksnoten widerspiegelt.
Bei deren Weinkreationen scheuen sich die Winzer keiner Komplexität.
Stolz und schwierig, kompliziert und leidenschaftlich – lautet hier die Devise. Diese Komplexität bezieht sich manchmal auf den komplexen Charakter einziger Rebsorten (wie es bei Laderas de Inurrieta der Fall ist – Graciano teilt hier mit keinem die Flasche) und bei manch anderem Weinen sorgen gleich mehrere Sorten für den reichen Geschmack.

 

Eine Flasche Inurrieta Quatrocientos Crianza atmet gerade auf meinem Schreibtisch. Kein teurer Wein (unter 10 €), ein Cuvée aus fünf Traubensorten:
Cabernet Sauvignon, Merlot, Garnacha, Graciano und Syrah – alleine diese Kombination macht mich neugierig.

Die Nase:
Zuerst ohne schwenken. Das Aroma ist komplex, nicht eindeutig, wahrscheinlich Johannisbeere. Nach ein paar Sekunden schwenken und wieder riechen: Johannisbeere, Holz, Tabak.
Geschmack: Die Tannine sind relativ stark, die Säure dagegen kaum bemerkbar. Der Abgang ist sehr angenehm und schenkt dem Gaumen einen relativ langen, fruchtigen Abschied.
Für die experimentierfreudigen Leser wage ich an dieser Stelle noch eine Bemerkung: Nach einem Bissen Schokolade gewinnt man mit dem Wein ganz interessante Verkostungserfahrungen. Probieren Sie es aus.