Saintes

Die Straßen von Saintes. Weinreise nach BordeauxEin weiterer in der Nähe liegender Ort verdient es auf unserer Weinreise besucht zu werden. Auch wenn er als Touristenattraktion weniger bekannt ist und nicht unbedingt auf der Liste von Weinliebhaber steht (völlig zu Unrecht), hat er einiges zu bieten. Nur ca. 26 000 Einwohner leben hier und die Straßen im Juni sind ziemlich leer. Wer sich für die römische Geschichte interessiert, findet schnell Anschluss an die Römerzeiten, insbesondere an die Agrippa-Straßen. Denn eine der vier aus Leyon führenden Agrippa-Wege endet genau hier in Saintes. Die noch erhaltenen römischen Ruinen sind stille Zeugen dieser Vergangenheit. In späteren Zeiten war Saintes nicht weniger bekannt, denn auch der Jakobsweg nach Santiago de Compostela führte durch diesen Ort.
Außerdem ist Saintes der zentrale Ort der ehemaligen Provinz Saintonge, einer recht bekannten Weinbaugegend und Cognac-Produzenten-Zitadelle.

Hier versteht man etwas von gutem Wein und guter Küche. Mit dieser Stadt ist aber auch eine sehr traurige Geschichte aus der Welt der Gourmets verbunden. Denn sie ist der Geburtsort des aus einer Winzerfamilie stammenden Sternkochs Benoît Violier. „La Liste“  hatte sein im Jahr 2012 erworbenes Restaurant „L’Hôtel de Ville“ in der Schweiz als „Bestes Restaurant der Welt“ ausgezeichnet. („La Liste“ informiert über eine Auswahl der besten Restaurants auf der ganzen Welt, die von anspruchsvollen Essenskritikern und Experten ausgewählt werden. Momentan stehen in der Liste nur knapp über 50 Restaurants aus Deutschland). Im Jahr 2016 nahm sich Violier das Leben, worüber auch die Deutsche Presse ausreichend berichtete (Links). Auch diese Geschichte ist, laut mehrerer Quellen, mit gutem französischen Wein verbunden. Es ging um einen Betrug, dem Violier zum Opfer gefallen war. Er hatte einer Betrügerbande Weine im Wert von bis zu 40 000 Franken pro Flasche abgekauft, und war dadurch in große finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Cognac

Durch die Stadt fließt der Fluß Charente und verbindet Sie auf dem Wasserwege mit Cognac. Sollten Sie auf dem Wasserweg von Saintes nach Cognac unterwegs sein, sehen Sie am Cognac-Ufer das Chateau Royal de Cognac. Im 18. Jahrhundert gehörte das Haus dem Baron Otard, später (ab 1804) dem Bürgermeister von Cognac. Diesen Namen kennen die Cognac-Kenner gut mit dem Zusatz VS oder VSP. Denn Baron Otard war seit dem Jahr 1795 ein bekannter Cognac-Produzent.
In der Zeiten der Französischen Revolution wurde er zum Tode verurteilt. Am Tag vor seiner Hinrichtung drangen die Bürger der Stadt in das Gefängnis ein, in dem er festgehalten wurde, und ließen ihn frei. Danach floh er nach England, kehrte aber schon bald nach Cognac zurück. Mit dem Vorrat an Eaux-de-vie, den seine Familie seit 1760 aufgebaut hatte, produzierte er 1795 seinen Cognac und kaufte das einzige königliche Schloss in der Stadt, das heute unter dem Namen „House of Baron Otard Cognacs“ bekannt ist. (Informationsquellen)

Wie man sieht, bewahrt diese Gegend viele Geschichten, viele traurige, aber auch viele mit Happy-End. Überall dort, wo es Geschichten gibt, darf es an gutem Wein nicht fehlen. Denn alles was erzählt wird, ob wahr oder nicht, wird von den Rebpflanzen eingesogen und gelangt auf diesem Wege in den Wein.
Darüber denke ich nach, als ich mit meiner Frau eine Flasche von Chateau Mercier im Centro von Saintes austrinke.

Fotos von unserer Weinreise in Saintes