Der Mensch hinter Clos du Roy: Philippe Hermouet

Seit 1970 zaubert Philippe Hermout auf seinem Anwesen bereits. Von hier aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Dordogne und vielleicht ist sie es ja auch, die ihn inspiriert und zu immer weiteren Leistungssteigerungen gebracht hat. Immer neugierig, immer rastlos, stets neugierig und niemals in dem Bewusstsein alles getan zu haben, um das Bestmögliche aus dem Boden herausgeholt zu haben, welches er sein Eigen nennen darf. In vielen Verkostungen ist Clos du Roy bereits sehr positiv aufgefallen, bei uns und ihnen, unserer geschätzten Kundschaft, ist dieser Wein schon eine ganze Weile einfach sehr beliebt. Es ist seine unprätentiöse Art, die so viel Charme versprüht. Seine Verlässlichkeit und sein eigener Charakter sind Markenzeichen und Versprechen zugleich. Ein angenehmer Begleiter über viele Jahrgänge hinweg.

Die Herkunft des Clos du Roy: Fronsac

Zu den ganz besonderen Herkünften des rechten Ufers gehört das Fronsac unbedingt dazu. Unter allen Appellationen des rechten Ufers, die ob ihrer Entwicklungsfreude und Dynamik viele namhafte Investoren und Erzeuger angezogen hat, ist das Fronsac das wahre Juwel und sicherlich auch das landschaftlich reizvollste Gebiet. In einem im Jahr 2021 erschienenen Blogbeitrag können sie mehr von unseren Eindrücken aus dieser Appellation lesen. Westlich von Libourne fand mit dem Rückzug der Familie Moueix im Jahre 2000 etwas statt, was der gesamten Region einen nie zuvor dagewesenen Schub nach vorn gebracht hat. Viele Weinfreunde weltweit und natürlich auch die ansässigen Weingutsbesitzer waren sehr pessimistisch und besorgt ob dieser Tatsache. Sie fürchteten einen großen und nachhaltigen Imageschaden. Doch es sollte ganz anders kommen. Was mit dem Rückzug der einen namhaften Wein-Dynastie begann, war tatsächlich der Beginn von großen Investitionen und qualitativen Versprechen in die Weine, die bis heute anhält. Das idyllische und häufig bewaldete Fronsac wurde wachgeküsst und ist heute eine Quelle von vielen sehr eigenständigen Weinen aus größtenteils Merlot. Die besonderen Merkmale der Fronsac- Weine sind ihre unbekümmerte Art die Frucht und die Leichtigkeit des Weingenusses mit einer herrlich Bordeaux-typischen Festigkeit von Körper und Gerbstoff zu vereinen. Realistisch betrachtet fallen sie natürlich etwas im Vergleich zu der Haut Couture aus Pomerol und St- Emilion ab. Sie wirken ungeschminkter, handfester, robuster und vielleicht auch etwas bäuerlicher.  Aber sie bieten eine authentische DNA ihrer Herkunft, wie zum Beispiel auch eine gewisse Alterungsfähigkeit und sie kosten natürlich deutlich weniger, als die Weine der preisintensiven Nachbarschaft.  

Der Wein und die Verkostung

Was Philippe Hermouet mit Hilfe seines Teams und Dank des großartigen terroirs und dem Jahrgangsverlauf in 2019 ernten, vinifizieren und in die Flaschen füllen konnten, ist eine Wucht! Auch im Fronsac hat das Jahr Beeren hervorgebracht, die dann nach ihrer Umwandlung zu Wein, tief dunkle Weine mit ordentlich Dampf und Tiefe aufzeigen. Und mit dem Begriff dunkel meine ich nicht ausschließlich die Farbe. Es ist vielmehr die Ansprache, die Attitüde, es sind auch die Aromen und der Charakter, die in mir diesen Begriff auslösen. Tatsächlich beginnt der 2019er Clos du Roy mit einer, ja, ich wiederhole mich, dunklen Fruchtaromatik. Hier geht es um reife Brombeeren, Kirsche, ätherische Kräuter, Düfte der Macchia. Im Hintergrund haben wir während der Arrivage Verkostungen auch die Ansätze von Rauch in der Nase gehabt. Nach einiger Zeit Stillstand im Glas und einem kräftigen Schwenken kommt dann der Kalkboden zum Ausdruck. Zart pieksende Mineralität in der Nase, erinnerte mich an den Duft der an den Händen zurückbleibt, wenn man am Meer Steine in die Hand genommen hat. Appetitlicher Duft von Eisen, Tomatenmark, Veilchen, hellem Tabak und Assam Tee. Das Mundgefühl des en-primeur verkosteten Clos du Roy des Jahrgangs 2019 blieb mir nicht nur wegen seiner beeindruckenden Nase sehr gut in Erinnerung, sondern auch die Tatsache, dass dieser Wein so schmeckte, wie er geduftet hat. Besonders positiv aufgefallen ist er allerdings, weil er ein so hochwertiges und präsentes Tannin in sich trug, wie wir es bei diesem Wein noch nie erlebt haben. Äußerst feingliedrig, engmaschig und im faszinierenden Wechselspiel mit der Säure einfach spektakulär. Dieses Tannin und auch die prägnante, aber keineswegs aufgesetzt wirkende Säure, werden diesen Wein sehr lange haltbar machen. Dies ist wohl der strukturellen Arbeit der beiden Cabernet- Brüder zu verdanken, die jeweils 5% mit zu dieser tollen Cuvée beitragen. Der Biss und dieses Rückgrat: Davon hat dieser Wein wirklich eine Menge! Feiner und fließender Bau zeichnen den 2019er Clos du Roy ebenso aus, wie auch sein eleganter Trinkfluss. Dieser Wein, von dem gerade mal 10.000 Flaschen produziert wurden, wirkt wie eine ungeschminkte Schönheit, natürlich und nicht künstlich, aber dafür mit voller Wucht. Ausbau über 12 Monate in Barriques, 15% davon neu, der rest bis zu dreijährig. Die 15% Alkohol sind nominell zwar eine Ansage, sind aber zu keiner Zeit spürbar. Top!