Tour Saint Joseph: Das Juwel des Herrn Kwok
Der weinverrückte Mister Peter Kwok wollte es wissen. Und zwar so richtig. Als er sich gemeinsam mit seiner Tochter im Jahr 2010 des Château Tour Saint Christophe annahm, ging es zunächst darum, das etwas marode Anwesen wieder auf Vordermann zu bringen. Die größten Investitionen waren sicherlich auch die klügsten. Denn der Keller wurde mit Allem ausgestattet, was es braucht, um Spitzenwein zu erzeugen, der durch Feinheit, Eleganz und Ausdruckstärke überzeugt. Vergoren wird auf Tour Saint Christophe seitdem in neuen in temperaturkontrollierten Zementtanks. Außerdem wurde der gesamte Fasskeller durch neue Barriques feinster Herkünfte ersetzt. Das Wiederaufatmen eines solchen Weingutes war für Mister Kwok ein solch eindrückliches Erlebnis, dass er im Laufe der Jahre weitere Weingüter aufkaufte. Auch in Saint-Emilion liegen das Château Bellefont Belcier und Haut Brisson, im Pomerol entschied er sich für Enclos Tourmaline und Château Patache, Enclos de Viaud in lalande-de-Pomerol und im Castillon as Weingut Le Rey de Rocheuses.
Die besondere Lage in Saint- Emilion
Doch der wahre Schatz von Château Tour Saint Joseph ist nicht das Gebäude, welches auf dem Anwesen steht. Der wahre Schatz sind die ehr dicht stehenden , über 50 Jahre alten Merlot- und Cabernet franc- Rebstöcke, die auf einem Kalksockel stehen, auf dem lediglich eine dünne Auflage an Lehmboden liegt. Im 18. Jahrhundert hat man hier Terrassen angelegt, die wie ein Amphitheater angeordnet sind. Es überrascht nicht, dass die Rebflächen zwar biologisch, jedoch ohne Zertifizierung, bewirtschaftet werden.
Die Menschen hinter Tour Saint Josph
Mit Jean Christophe Meyrou und Jérôme Aguirre hat sich Herr Kwok zwei Qualitätsbesessene, wie er selbst einer ist, ins Boot geholt. Als die beiden das Terroir von Saint Christophe zum ersten Mal besichtigen konnten, ließ die Entscheidung, hier mit dabei sein zu wollen nicht lange auf sich warten. Zumal die Marschroute und der Masterplan von Mister Kwok so leicht wie unmissverständlich war: mit kompromissloser Qualität und ohne Zugeständnisse nach ganz oben. Spätestens mit dem genialen Jahrgang 2019 ist es dem Team gelungen, auch die letzten Zweifler vollends zu überzeigen. Das, was hier passiert, ist einfach richtig famoser Weinbau!
Der Wein und die Verkostung
Die Trauben für diesen Spitzenwein aus 2019 wurden per Hand gelesen, mit den Händen von den Stielen und Kämmen entrappt und mittels Ganzbeeren-Vergärung zu Wein verwandelt. Der Ertrag lag bei sehr geringen 35 Hektoliter pro Hektar, auch das ist sicherlich ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. Die alkoholische Gärung fand sinnvollerweise komplett ohne Schwefel statt. Der Ausbau dann komplett in Barriques, davon 40 Prozent neu, der Rest Zweitbelegung. Und das Ergebnis? Die Verkostung? Sicherlich gehört der Tour Saint Christophe im Jahrgang 2019 zu unseren absoluten Favoriten! Bereits die Nase macht eine gewaltige Ansage, ein richtiges Versprechen: Hier geht es um dunkle Kirschen, haufenweise Pfeffer und Minze! Darjeeling Tee, Johannisbeerblätter, ganz zart geröstete Haselnüsse, Toffee, Milchkaffe, Holunder, Johannisbeeren und salziges Lakritz bringen das Duftbild zum Bersten, lassen eine große Duftwolke aus dem Glas entströmen. Auch nach zwei Stunden im Glas singt der Wein fröhlich weiter und beschert dem geduldigen Genießer immer neue Erfahrungen. Kaum ist der Wein im Mund und am Gaumen, zeigt der Wein seine Herkunft, seine „kalkige“ Herkunft. Wie der Regen eines heftigen Sommergewitters prasselt die Mineralität auf die Zunge ein, erweckt das Empfinden von Salz, regt den Speichelfluss an, lässt den Mund wässern. Zwischen kleinem, säurebetonten rotem Obst und saftigen schwarzen Beeren changierende Aromen. Hier muss man schon richtig konzentriert dran bleiben, denn zu erzählen hat dieser Wein eine ganze Menge. Sein unverschämt poliertes, feingliedriges Tannin gibt dem Wein die Art von Wirbelsäule mit, die er benötigt, um sein auch von uns lang prognostiziertes Leben gut zu überstehen. Doch das, was den Wein zu einem Langstreckenläufer machen wird, ist die oszillierende Säure. Sie ist der lange Atem, der diesen Wein zu einer Empfehlung für den gut sortierten Keller werden lässt. Dieser Wein wird über viele Jahre immer wieder aufs Neue begeistern.!