Nicolas Thienpont und sein Puygueraud 

Das Engagement der Familie Thienpont, eine Familie die ursprünglich aus Belgien stammen, begann bereits im Jahr 1924 auf dem berühmten Anwesen Vieux Château Certan im Pomerol. Mit ihrem Einzug in das im 15. Jahrhundert errichteten Château Puygeraud im Jahre 1946 untermauerten die Thienponts ihre festen Absichten. Sie begannen schon bald damit es nach den Wirren des zweiten Weltkrieges wieder in Stand zu setzen und die lange Geschichte des Anwesens weiterzuschreiben. Allerdings mussten einige Jahrzehnte der kommerziellen Traubenproduktion vergehen, ehe sich die Familie Anfang der 1980er Jahre dazu überging qualitativ ernsthaften Weinbau zu betreiben. Seit nunmehr 13 Jahren arbeiten Vater und Sohn Thienpont, Nicolas und Cyrill, auf Puygeraud Hand in Hand und lenken die Geschicke des Weingutes. Qualitativ haben die beiden es geschafft die qualitativen Ambitionen des Weingutes zu untermauern und das Weingut zu einem der, wenn nicht dem führenden Weingut der Appellation Franc Côtes de Bordeaux zu machen.

Die besondere Lage in Francs Côtes de Bordeaux

Auf Puygeraud vertraut man vornehmlich den Vorzügen der Merlot- Traube. Sie wird in der fertigen Cuvée von bis zu 15% Cabernet franc unterstützt und von bis zu 5% Malbec gewürzt. Die Reben des Weingutes stehen auf einem kleinen Fels- Plateau direkt gegenüber der Dordogne. Mittlerweile stehen 42 ha rote Trauben im Ertrag, seit wenigen Jahren vinifiziert das Team auf Puygeraud auch einen Weißwein aus Sauvignon blanc und Sauvignon gris. Die Rebfläche ist auf mittlerweile über 60 Parzellen verstreut, die aus hochwertigem Kalkstein bestehen, der hier von einer dünnen Schicht Lehm bedeckt wird.

Die Menschen hinter Château Puygeraud

Als önologischen konnte Nicolas Thienpont einen der führenden Önologen des rechten Ufers, Stéphane Derenoncourt, gewinnen, der mittlerweile auch an dem Weingut beteiligt ist. Cyrill und Nicholas setzen auf Puygeraud auf ein junges, dynamisches Team bestehend aus Grégoire Pernot du Breuil als Weingutsleiter,  Grégory Berthet als Kellermeister und den erfahrenen Außerbetriebsleiter Christian Campaner. Bei den personellen Entscheidungen ist es sicher die Mischung aus Dynamik und Wissen, Erfahrung und Handwerk,  die den Wein am Ende zu einem Hochkaräter werden lässt. Die Eigentümer sind allerdings auch in Sachen moderne Technik sehr aufgeschlossen, sofern sie eine Steigerung der ohnehin schon reichlich vorhandenen Qualität dienlich ist. So wird die alkoholische Gärung in einem Zusammenspiel aus Stahl und Zement vollzogen, der 12- 16monatige Ausbau in Barriques bester Herkunft. Erstaunlich ist die Tatsache, dass bereits seit dem Jahr 2009 eine optische Lasersortiermaschine im Einsatz ist und das Ziel verfolgt, möglichst perfekt selektionierte Trauben zu verarbeiten. Die Jahresproduktion beläuft sich für gewöhnlich auf ca. 10.000 Kisten pro Jahrgang.

Der Wein und die Verkostung

Im Jahrgang 2019 hat Château Puygeraud so richtig abgeliefert und einen Wein auf die Flasche gezogen, der es mal so richtig in sich hat. Für das Weingut doch erstaunlich dunkel, was sicherlich dem 19er Jahrgang zu verdanken ist. Für den Rebsortenspiegel ganz typische „rote“ Nase: So viel betörende Kirsche und Weichsel! Deutlich riechbar, filigran umgesetzt, verführerisch in Reintönigkeit, Eleganz und Transparenz. Dann „très Bordeaux“ mit Eisen und Blut, eben genau der Geschmack, den man blind unter einer endlosen Zahl an Herkunftsmerkmalen herausschmecken kann. Das lieben wir so sehr! Mit dem Einwirken von Sauerstoff und Schenken des Glases holt der Wein noch einmal aus und greift in die Trickkiste der Aromen: Noten von Tonkabohne, Fenchelsamen, rote Paprika, helle Vollmilchschokolade und Mandelblüte überrascht er gleichermaßen, wie er begeistert. Der Gaumen ist von den Aromen von schwarzer Kirsche geprägt, die von einer betörenden Menge von Lakritz und Salmiak begleitet wird. DAS ist mineralisch, das ist fast salzig, das regt zum Kauen an und wässert den Mund! Der Merlot- typische runde Körper möchte das raffinierte Säurespiel gar nicht bedecken, setzt er sogar gekonnt ein und hinterlässt ein frisches und sauberes Mundgefühl. Der 2019er Puygeraud vermittelt auf diese Art einen unmittelbaren Kontakt zu ihm, pur und direkt, ohne belastendes Tannin, ohne viel Schminke. Wer auf elegante, Merlot- betonte Weine steht, von dem man dann auch mal ein zweites und drittes Glas trinken kann, der liegt hier sowas von richtig!! Fabelhafter Wein zum fabelhaften Preis. Super!